"durchgestoßen"

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Morgenandacht im WDR

"durchgestoßen"

30.10.2000


Kommunikation 01  - im Zug


Guten Morgen, meine Hörerinnen und Hörer,
weit über eine Millionen Jugendliche waren nach Rom gekommen, um im Heiligen Jahr am 15. internationalen Weltjugendfest teilzunehmen.
Ein imponierendes Zeugnis lebendiger Kirche.
Natürlich will so ein Ereignis gut vorbereitet sein.
Ein Vorbereitungstreffen hatte in Bergamo stattgefunden.
Jetzt waren wir zu zweit wieder auf dem Heimweg. Es war Abend geworden.
Wir standen auf dem Bahnhof von Mailand. Eine lange Nacht im Liegewagen lag vor uns. 
Es gibt wirklich bequemere Orte um auszuruhen.

Wir entschieden uns, im Bahnhof noch eine Flasche Rotwein zu kaufen.
Vielleicht würde sich ja im Liegewagen noch ein Gespräch ergeben. Wer weiß mit wem?! Zum besseren Schlafen würde uns der Wein auf jeden Fall verhelfen.

Kurz vor halb zehn. Zeit zum einzusteigen. In unserem Abteil sassen bereits zwei jüngere Frauen. Sie sprachen englisch.

Eine der beiden kam aus Moskau.
Sie war Kinderbuchautorin und lebte nun schon seit längerer Zeit in Amsterdam.
Sie erzählte von ihrer Kindheit in Russland, von ihrer Familie und ihrem augenblicklichen Leben.
Sie sprach von ihren Büchern und von einer Einladung in die Vereinigten Staaten.
Das Klima unter uns wurde offener.

Die andere junge Frau  erzählte: „Ich bin Deutsche.
Aber ich bin in Paris großgeworden und war dann einige Jahre in England zum Studium!"
Sie erzählte weiter von ihrer italienischen Freundin, die sie vor  Jahren in Rom kennen- und schätzengelernt hatte und die sie jetzt für ein Wochenende besucht hatte.
„Und jetzt bin ich richtig traurig. Denn mir fällt es immer unsagbar schwer, Menschen wieder zurückzulassen!"

„Und ihr, was macht ihr?"
Ich erzählte von meiner Arbeit im Jugendhaus Hardehausen,
von all den vielen Kontakten zu Jugendlichen und von meiner Arbeit als Priester. Mittlerweile hatten wir die Flasche Wein geöffnet.
Ein zum Ambiente passender Chianti.
Die beiden in Milano erstandenen Plastikbecher machten die Runde.
Immer mehr Zutrauen wuchs.
Und dann plötzlich die Frage: Warum sind Sie Priester geworden?" 
Scherzhaft fragte ich: „Wie viel Zeit haben Sie denn?" –
„Die ganze Nacht!" war ihre halb scherzhaft, halb ernst gemeinte Antwort.

Ich begann zu erzählen.
Von meiner Familie, meiner Kindheit, von den Augenblicken, in denen ich Gott nahe gespürt hatte.
Ich erzählte von schwereren Zeiten in meinem Leben, vor allem von den Augenblicken, in denen ich Menschen, die mir  wichtig und wertvoll waren , hatte loslassen müssen, 
und , dass ich heute im Rückblick sehe,
wie wichtig diese leidvollen Erfahrungen für mich waren.
Sie hatten die Frage nach Gott stark in mir aufbrechen lassen...

Erst lange nach Mitternacht  wurde es still im Abteil.
Wir kamen wirklich zu ein paar Stunden Schlaf.
Um 7 Uhr weckte uns der Schaffner.
Verschlafen setzten wir uns zu viert zu einem  Kaffee im Abteil zusammen. „Übrigens", begann die junge Deutsche, „ich bin auch Christin.
Ich war die letzten 2 Jahre in Zagreb tätig.
Ich bin Sonntag für Sonntag dort zur Messe bei  den Jesuiten gegangen.
Die erzählten auch von ähnlichen  Erfahrungen wie Sie."

Dann mußten wir uns verabschieden.
Die beiden verließen den Zug.
„Danke für das offene und ehrliche Gespräch der vergangenen Nacht! Eine echte Hoffnung für mich!" Und dann vom Bahnsteig riefen sie durchs Fenster: „Und danke für den Wein!" Der Zug rollte wieder an.
Mir kam ein biblisches Wort in den Sinn: „Seid stets bereit jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt."

 

 

 

 

Morgenandacht im WDR
"durchgestoßen"

31.10.2000

 

Kommmunikation 02  - via Telefon

Meine Hörerinnen und Hörer,
ein langer Arbeitstag lag hinter mir. Da schellte das Telefon .
„Wer das wohl noch sein mochte?“, fragte ich mich.
Ein junger bosnischer Student war am Apparat. 
Ich hatte ihn in Sarajevo kennen gelernt. Nun war er für eine Zeit in Deutschland.
Er hatte sich entschieden, auf einem Weg mitzugehen, den wir vom Jugendhaus Hardehausen für Jugendliche anbieten.
Wir nennen diesen Weg: „Jesus beim Wort genommen“.
Ziel dieses Weges ist es:
Jugendlichen Erfahrungsräume mit dem Evangelium zu eröffnen.
Monat für Monat schicken wir all denen, die diesen Weg mitgehen, ein Bibelwort in Form einer einlaminierten Scheckkarte zu.
Mit der Karte kommt ein kurzer Kommentar.
Jeder ist eingeladen, das „Wort in seinem Portemonnaie" so konkret wie möglich zu leben und Erfahrungen zu machen.
Erfahrungen, die wir mitgeteilt bekommen, lassen wir erneut unter allen Teilnehmern kreisen. Aus diesem Grund rief er an.

„Du weißt ja, eigentlich wollte ich Euch keine Erfahrung schreiben.
Ich wollte einfach so unerkannt den Weg mitgehen.
Ich schreibe Dir auch nicht.
Aber ich muß Dir ganz dringend etwas erzählen.
Unser Wort aus dem Evangelium ist ja diesen Monat die goldene Regel:
„Was du dir von einem anderen für dich getan wünschst, das mußt du auch für ihn tun“.
Für mich ist das neulich einmal total lebendig geworden.
Du weißt ja, seit meiner Kindheit bedrückt mich der Konflikt zwischen Kroaten und Serben in meinem Heimatland Bosnien.
Ich selber bin Kroate.
Meine ganze Familie und ich - wir haben viel unter den Schikanen und Zerstörungen unserer serbischen Mitbürger leiden müssen.
Unser ganzes Dorf ist im Krieg von ihnen zerstört worden.
Und ich habe viel gelitten, vor allem wenn ich die Tränen in den Augen meiner Eltern gesehen habe.
 
Ihnen ist alles genommen worden.
Mit unserem Haus ging ihr Lebensentwurf und ein Teil ihrer Hoffnung kaputt.
Das alles weißt Du ja schon.
Vor einigen Tagen nun rief mich abends ein serbischer Kollege an.
Er lebt hier in Deutschland  gemeinsam mit seinen Eltern und studiert auch in meiner Stadt. Unter den Serben geht's oft heftig zu. Eines abends hatte es in dieser Familie gekracht.
Vater und Sohn kamen nicht mehr miteinander aus.
Deshalb hat der Vater meinen Kollegen kurzer Hand herausgeworfen.
Nun stand er auf der Straße und wusste nicht wohin.
Draußen war es kalt. Er brauchte auf jeden Fall für die nächsten Tag eine Bleibe.

Als ich von der Schwierigkeit hörte, mußte ich sofort an die `Goldene Regel" denken:
„Was du dir von anderen wünscht, musst du auch ihnen tun."
Ich habe überlegt.
Wenn ich in seiner Situation wäre, dann würde ich mir wünschen, in ein Studentenzimmer aufgenommen zu werden.
Ich merkte sofort, wenn ich wirklich ernst machen will mit dem Evangelium,
dann habe ich jetzt in diesem Augenblick eine Chance dazu.
So bot ich ihm als Kroate an, für die nächste Zeit in meinem Studentenzimmer gemeinsam mit mir unterzukommen.
So kam er dann noch am gleichen Tag mit all seinen Sachen.
14 Tage lang teilten wir gemeinsam mein Zimmer.
Eine Nacht schlief er in meinem Bett und ich im Schlafsack auf der Luftmatratze und in der nächsten Nacht haben wir's dann immer umgekehrt gemacht."

„Weißt Du, ohne die kleine Scheckkarte und ohne zu wissen, dass viele junge Leute diesen Weg mitgehen, hätte ich das nie geschafft!"

Ich verstand an diesem Abend, warum in vielen Religionen diese Regel „golden" genannt wird.
Sie hilft, dass sogar Wunden bei Menschen heilen, die einander seit langem Feind sind.
„Was ich mir vom anderen für mich getan wünsche, das muß ich ihm auch tun."

 

 

 

 

Morgenandacht im WDR

"durchgestoßen"

02.11.2000

 

Kommunikation 03 - via Telefon

Realschule. Klasse 10. 
Eine Woche Schulendtage in unserem Jugendhaus lag vor ihnen.
Eine Gruppe hatte sich für das Thema „tears in heaven"  -  „Tränen im Himmel" entschieden. Es sollte um Sterben und Tod gehen, sowie um den Umgang mit der eigenen Trauer.
In einer ersten Runde erzählte jeder,
wo und wie er dem Tod begegnet war.
 
Ich erzählte von Benedikt, einem 13 jährigen, der mit seinen Freunden mit Rollerski auf einer kleinen Straße im Hochsauerland zum Ski-Training unterwegs gewesen war.
Ein junger Autofahrer war in die Gruppe der Freunde gerast und Benedikt war noch am Unfallort gestorben.
Ich erzählte weiter von Dominik, dem 15 jährigen Bruder Benedikts, der mit dem Tod seines Bruders lange nicht fertig wurde.
Mehrmals hatten wir am Telefon zusammen gesprochen über die Trauer, die bei ihm immer wieder wie eine Welle alle Lebenskraft zu unterdrücken drohte.
„Wir würden Dominik gern kennen lernen“, meinten die Jugendlichen, „aber leider wohnt er zu weit weg!"
So kamen wir auf die Idee eines Telefon-Interviews. Dominik war dazu bereit.
 
Die Schülerinnen und Schüler saßen in meinem Büro um ein Telefon mit Lautsprecher . Und Dominik  erzählte, vom  Unfall seines Bruders, von der Grausamkeit des Todes,  von dem Schmerz, endgültig Abschied nehmen zu müssen.
„Wisst ihr? Ich hatte nie ein eigenes Zimmer.
Ich war immer mit Benedikt auf einem Zimmer.
Zuerst konnte ich gar nicht in unser Zimmer hineingehen, weil mich noch alles an ihn erinnerte. Ich konnte es einfach nicht.
Auch sein Bett und all seine Klamotten, die rochen alle noch nach ihm.  Aber er selbst war  nicht mehr da."
Dann sprach Dominik über das, was sein Bruder geliebt hatte :
Kartoffelfeuer und Kartoffelbraten, die Farbe lila, Bundeswehrklamotten,
mit dem Traktor Rasen mähen, gestylte Haare, seine Freunde,
ständig neue Ideen haben, Sonnenblumen, Laubsägen, Frösche küssen.
Die Buntheit und Quirligkeit eines Jungenlebens und die Grausamkeit des Todes lag in seinem Erzählen ganz nah beieinander - so als würde das Leben mit dem Tod ringen.
Gegen Ende unseres Telefon-Interviews, erzählte Dominik von einem Traum, den er ein paar Monate nach Benedikts Tod gehabt hatte.
„Bene war noch einmal da. In unserem Zimmer. 
Wir haben  miteinander geredet.
Er  nahm nochmals alle Sachen in seine Hand, mit denen wir vorher immer zusammen gespielt hatten. 
Und dann stellte er all die Dinge wieder zurück ins Regal.
Benedikt sah dabei ganz glücklich aus. Ich spürte, ihm fehlt nichts.
Und als er alle Spielzeuge wieder aus der Hand gab, verstand ich:
Das braucht Benedikt jetzt alles nicht mehr, denn er hat mit Gott genug!"

Wir waren betroffen von diesem so klaren und einfachen Glauben.
„Und wie lebst du heute weiter, oder wie lebst du anders?" fragte ein Mädchen.
„Heute, über ein Jahr nach seinem Tod, bin ich mir sicher, dass mein Bruder schon reif war für den Himmel.
Der hat das Leben schon so tief gelebt, wie ich noch lange nicht.
Ich habe jetzt auch angefangen, anders zu leben. Ich habe die Zeit oft verplempert. 
Mein Bruder  hat ganz viele Freundschaften gelebt.
Ich versuche das jetzt auch zu tun. Auch wenn das komisch klingt.
Heute habe ich den Eindruck, als hätte Gott mit all dem einen Plan gehabt.
Durch Bene  habe  ich nämlich das Leben neu gelernt!
Und wir sind weiter einander nah!"

Am Abend dieses Interviewtages ergab sich noch ein langes Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern.
Ich hatte den Eindruck, dass das offene und ehrliche Erzählen Dominiks ein Klima geschaffen hatte, in dem tiefe  Lebensschichten durchklingen konnten. „Wer das Leben verliert, wird es gewinnen," über dieses Wort Jesu haben wir weiter nachgedacht. 
Es gibt ein Leben, ein Leben in Fülle, das Jesus den Seinen versprochen hat,
das sich oft erst öffnet und erschließt, wenn wir uns dem Schweren,
ja auch dem Schmerz stellen.

 

 

 

 



Morgenandacht im WDR
"durchgestoßen"

03.11.2000

 

Kommunikation 04  - via Fax


Es  war nicht allzu spät geworden. 
Ich freute mich, einmal etwas früher als gewohnt ins  Bett  zu kommen.
Ich dachte noch einmal über den vergangenen Tag nach.
 
Dabei begleitete mich das Wort Jesu: „Gebt ihr ihnen zu essen!“
Jesus hatte es zu seinen Jüngern gesagt angesichts einer großen Menschenmenge, die nichts zu essen hatte.
Und eben dieses Wort des Evangeliums wollten einige meiner Mitarbeiter im Jugendhaus Hardehausen, viele Jugendliche aus 6 verschiedenen Ländern und ich einen Monat lang bewusst leben.
Wem hatte ich heute zu essen gegeben?
Wem hatte ich heute das gegeben, was er von mir erhoffe und brauchte?
Ich hatte das Gefühl, es hätte mehr sein können
 

Schon  halb im Schlaf hörte ich wie mein Fax-Gerät klingelte. Also stand ich auf.

Ein junger Priester, der sich das Wort „Gebt Ihr ihnen zu essen!" auch zu Herzen genommen hatte, schrieb mir per Fax:

„ Gestern gegen 19.00 Uhr kam ich mit dem Auto in meiner Pfarrei an.
Plötzlich schoss es mir durch den Kopf, dass ein Obdachloser, er nannte sich Herr Gruber, 
seit langem nicht mehr da war.
Sonst kam er immer alle 2 Monate und schaute  vorbei.
Zuhause hielt ich kurz an, um noch einige Dinge zu holen ,
die ich  noch brauchte.
Als ich nach dem ersten Termin wieder daheim  vorbeikam,
sah ich Herrn Gruber auf den Treppenstufen des Pfarrhauses  sitzen.
„Nein, dachte ich. Ich habe jetzt wirklich keine Lust, mich auch noch um ihn zu kümmern! Nein, nicht heute!“
Ich fuhr also ohne anzuhalten weiter.

Um 23.30 Uhr kam ich zurück.
Gott sei Dank! Kein Herr Gruber mehr auf der Treppe!
Er war wohl weitergezogen, weil er mich nicht angetroffen hatte.
Trotzdem,  ich ging  ums Haus.
Vielleicht lag er ja hinten auf der Terasse.

Und wirklich!
Bei 2° Celsius lag er auf den Fliesen im Freien und schnarchte wie ein kanadischer Holzfäller!
Da stand ich nun. Sollte ich einfach ins Haus gehen?
 
Aber mir war auch  klar: Das kannst du nicht machen. Du musst ihn wecken.
Du musst dich um ihn kümmern. 
Und wenn meine Mutter oder mein Bruder dort liegen würde, ich würd` mich auch um sie  kümmern. Und dort liegt ein Bruder!

Das Wort Jesu: „Gib ihm zu essen!" kam mir in den Sinn. „Gib ihm einen Schlafplatz!"

Ich weckte ihn und holte ihn ins Haus, kochte ihm einen heißen Tee und überlegte, wo er am besten schlafen konnte.  Wir redeten noch ein wenig, dann richtete ich ihm seinen Schlafplatz her
und wir gingen beide schlafen.
Am nächsten Morgen stellte ich ihm ein Frühstück hin, weil ich schon wieder früh außer  Haus  mußte.
Dann fuhr ich.
Mein ganzer Tag war  verwandelt und ich war froh, dass mir das Wort des Evangeliums geholfen hatte. „Gebt ihr ihnen  zu essen ."

 
Da saß ich nun mit dem Fax auf meiner Bettkante und freute mich.
Meine eigene Tagesernte war gering gewesen.
Da ließ mich ein anderer via Fax teil haben an seiner  Freude.
Und jetzt fühlte ich mich reich beschenkt als jemand, dem selbst zu essen gegeben worden war.

 

 

 

 

Morgenandacht im WDR

"durchgestoßen"

04.11.2000


Kommunikation 05 -  auf dem Flughafen

Guten Morgen, meine Hörerinnen und Hörer.
Es war noch früh am  Morgen.
In der Dunkelheit war ich über die Autobahn zum Flughafen von Paderborn gekommen. Auch hier müde und schlaftrunkene Gesichter. 
Gepäck- und Passkontrolle hatte ich schnell hinter mich gebracht.
 
Kurz vor der Abfahrt hatte ich wie jeden Morgen einen kurzen Blick in das Tagesevangelium  geworfen.
„Gib und dir wird gegeben werden!" hatte Jesus seine Jüngern ermutigt.
Meine Gedanken kreisten um dieses Wort.
„Gib und dir wird gegeben werden!"
Vor Jahren hatte mir die Entdeckung sehr weitergeholfen,
dass die Worte des Evangeliums in jedem Augenblick Gültigkeit haben und in die Tat umgesetzt werden können.
So schaute ich mich - fast ein wenig träumend - im Wartesaal um.
Mein Blick fiel auf einen jungen Mann. Er ging auf und ab und wirkte sehr unsicher.
Ich sprach ihn an, ob ich ihm helfen könne?
Fast verlegen meinte er:
„Ich bin erst zweimal geflogen  und kenne mich auf einem  Flughafen nicht so aus."
So half ich ihm ein wenig
und wir kamen ins Gespräch.
Unser Flug wurde aufgerufen.
In einer größeren Passagiergruppe gingen wir zum Zubringerbus. Im Bus war neben dem jungen Mann noch Platz. Als er mich sah, rückte er und bot mir sofort den Platz neben sich an. Ich setzte mich zu ihm.
„Was ich sie noch fragen wollte", wandte er sich an mich, „wieso sind sie eigentlich Priester geworden? Wie haben Sie Gott eigentlich entdeckt?"
Ich schaute ihn ein wenig verdutzt an und dann
erzählte ich ihm, wie ich Gott entdeckt hatte durch die konkrete Liebe zu allen Menschen, die mir an den Weg gestellt sind.
Ich erzählte ihm von dem Versprechen Jesu:
„Wer liebt, dem werde ich mich offenbaren!" und von der Entdeckung:
Je konkreter wir lieben, desto tiefer wird unser Erkennen, wer Gott, die Liebe, eigentlich ist.
Im Flugzeug dachte ich nochmals an das Ticket des jungen Mannes.
Mir war aufgefallen, dass sein Anschlussflug in Frankfurt nach New York sehr schnell nach der Landung unserer Maschine abflog.
Wieder kam mir das Evangelium: „Gib!" So wartete ich in Frankfurt am Ende der Gangway auf ihn, um zu fragen, ob wir nicht gemeinsam nach seinem Anschlussflug schauen sollten.
Mit seinem Gepäck  liefen wir über die langen Flure des erwachenden Flughafens.
An einem Infopoint erfuhren wir den kürzesten Weg zu seinem Abflugschalter.
und über die Lautsprecher:  „Letzter Aufruf für den Flug 308 nach New York!"
Wir liefen schneller und kamen noch genau pünktlich an.
Ein wenig langsamer ging ich zurück zu meinem Schalter
 
„Gib und dir wird gegeben werden!"
In 90 Minuten ging mein Flug.
Was der Tag wohl sonst noch an Begegnungen bringen würde?
Mein Lebensimpuls für den Tag war klar: „Gib und Dir wird gegeben werden!"


 

 

 

 

Gastfreundschaft


Tritt durch den Spalt,

atme de Ordnung,

lerne am Herd

die Würdes des Gastes

und empfang

in der Fülle der Gaben

deren königliche:

anvertrautes Leid.

                    Klaus Hemmerle