Pilgerweg über Vézelay zum Weltjugendtag nach Madrid
Vom 10.-22. August 2011 bin ich mit 27 jungen Leuten auf dem Weg zum Weltjugendtag nach Madrid. Bis zum 14.08. verweilen wir in Vézelay / Burgund. Dort werden die Reliquien von Maria Magdalena verehrt. Auf ihren Spuren werden wir unserer eigenen Beziehungs-geschichte mit Jesus nach spüren, um unseren Weg mit IHM gemeinsam gehen zu lernen.
Am 21.08. fahren wir nach dem Abschlussgottesdienst mit Papst Benedikt wieder zurück und werden am Nachmittag des 22. August nach Kamen zurück kehren.
Dienstag, 09. August 2011
Aufbruch nach Vézelay und Madrid!
In wenigen Stunden, morgen um 5 Uhr, brechen wir auf, junge Leute aus Bosnien und Rumänien, aus Polen, Brasilien und Deutschland. Vor Madrid werden wir 5 Tage lang bei den fréres et soeurs des
Jèrusalem in Vézelay / Burgund zu Gast sein. Dort auf geschichtsträchtigem Boden - direkt am Weg nach Santiago - sind seit Jahrhunderten Menschen im Geist von Maria Magdalena auf der Spur Jesu. Dort
werden einige ihrer Reliquien aufbewahrt. Sie auf unserer Seite habend, werden wir "ICH FÜR DICH" leben, um "ANZUKOMMEN".
Aber dazu mehr, Tag für Tag hier auf der homepage oder im WJT-Blog des BDKJ.
Unter der Begleitung von Maria Magdalena freuen wir uns auf entdeckungsreiche Tage... - übrigens: Freunde des Wortes gibt es in 43 Nationen der Welt - in 16 Sprachfamilien. Es sind meist junge Leute,
die Monat für Monat ein Wort aus dem Evangelium ihr Leben werden lassen. Und dieses Wort geht Monat für Monat in Form eine kleinen Plastikkarte auf den Weg in all die Länder - direkt von Kamen aus.
Wenn's euch interessiert: Infos auf www.onword.de
Am 17.08. treffen wir uns mit den Freunden aus der ganzen Welt im Parque del Buen Retiro am G.ta del Angel Caido in Madrid - achtet auf die peppigen gelben T-Shirts. Also, wer Lust hat: Bis bald!
Besser gesagt: bis morgen hier in Netz!
Mittwoch, 10.August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Mittwoch 10.08.2011
…Impressionen am Mittwoch…
Beim Blick in den Spiegel sehe ich, wie sich auf dem Weg nach Vézelay ein Teil meines Reifens verabschiedet. Eben noch hatten wir einen Rosenkranz im Auto gebetet. „Gib und Du wirst gewinnen!“ war unser Tagesmotto gewesen. So gebe ich in diesem Augenblick alle meine Aufmerksamkeit und bringen den Wagen langsam auf dem Standstreifen zum Stehen. Mittlerweile sind wir mitten in Frankreich – ganz in der Nähe von Avalon. Wir sehen sofort: „Wir sind geleitet und beschützt worden!“ Gut dass ich am Wagen noch einen Ersatzreifen habe nachrüsten lassen. Aber dabei war kein Wagenheber mitgeliefert worden. Aber einer unserer Leihwagen hat genau den passenden Heber. So können wir nach einer Stunde weiterfahren und finden auch in Avalon noch eine Werkstatt, die uns die verbliebene Felge auswuchtet und für den nächsten Tag einen Termin bei einem ansässigen Reifenhändler macht.
So kommen wir rechtschaffen müde auf dem Hügel der Madeleine an, denn die letzen Kilometer auf diesen Berg sind wir gelaufen. Welche Freude, von den fréres et soeurs de Jérusalem schon erwartet zu werden mit einem leckeren Abendessen.
Gib und Du wirst gewinnen… viele kleine Kostbarkeiten kommen am Abend noch zusammen. Walmir aus Brasilien hatte im Auto von seiner spannenden Geschichte erzählt, Brasilien zu verlassen und nach Deutschland zu kommen. Die wunderschöne Landschaft, die wir auf der langen Tour durch fahren haben kommt nochmals vor Augen… ein i-Pod wurde vor einer Autobahntankstelle noch aus einem Gulli gerettet…
Donnerstag, 11. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Donnerstag 10.08.2011
…Impressionen am Donnerstag…
„Und hier stehen wir vor der mystischen Mühle,“ sagt Schwester Colombe der fréres et soeurs de Jérusalem, als wir vor einem Kapitell in der Kathedrale von Vézelay, der sog. Madeleine stehen. Abgebildet ist Mose, der die Gesetzestafeln des Sinai in die Mühle hineinwirft und Paulus empfängt durch das angedeutete Kreuzgeschehen das „neue Gesetz“, die Liebe. Die vielen Gebote werden „vermahlen“ zu dem einen Neuen, denn „die Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe“.
Am Ende des Tages erzählen wir von Taten, die aus diesem Geist der Liebe heraus geschehen sind. Eine große Bereitschaft bei den alltäglichen Arbeiten zu helfen, ist zu spüren, einer von uns beobachtet einen Galeristen, der tagsüber in seinem kleinen Laden sitzend, Gitarre spielt. Kurze Zeit später spielt nicht mehr der Galerist, sondern der Pilger.
Thematisch folgen wir Maria Magdalena in ihre Heimatstadt Magdala. Zurzeit Jesu war diese Stadt mit über 40 000 Einwohnern eine bedeutende Stadt in Galiläa. Maria Magdalena war – wohl situiert – im Geflecht dieser Stadt verfangen, so dass sie – hin und her gerissen - nicht zu ihrem Leben durch fand. Dieses Magdala wurde für uns zum Bild, uns in Phasen der Stille mit „unserem Magdala“, d.h. unserer Gefangenheiten und Belastungen auseinanderzusetzen.
Nach einer Singrunde begann abends ein lebendiger Austausch über den Tag. Einer erzählte von seiner Kindheit, in der er als Zweitgeborener sich über lange Jahre benachteiligt fühlte. Fehlende Wertschätzung brachte als Folge Neid hervor. Damit umgehen zu lernen ist bleibende Herausforderung. – Ein anderer erzählt von seiner schwierigen Kindheit, von erlittenen Schlägen in seiner Familie. In dieser familiären Situation Versöhnung zu leben ist auch nach Jahren noch schwer. – Ein Dritter erzählt von seiner Clique und dem Druck, der Meinung der Gruppe folgen zu müssen. Angesichts eines solchen Gruppendrucks der eigenen Meinung treu zu bleiben und sie nach außen zu vertreten, fällt mehr als schwer.
Freitag, 12. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Freitag 11.08.2011
…Impressionen am Freitag…
In aller Frühe brechen wir nach einem kurzen Frühstück auf zur Kapelle La Cordelle. Noch zu Lebzeiten des heiligen Franziskus waren hier die ersten Franziskanerbrüder angekommen, Frère Pacifique und Frère Louis. Heute leben an diesem Ort, an dem Bernhard von Clairvaux vor über 850 Jahren den zweiten Kreuzzug gepredigt hat, drei Franziskaner-Eremiten. Nach der Messe erzählt Père Michel seine Berufungsgeschichte. Neben einem Franziskanerkloster aufgewachsen, war die Idee, Bruder zu werden immer in ihm. Nach langen Suchbewegungen gab es in seiner Geschichte einen Abend, an dem er sich entschied, einen anderen Weg zu wählen. Er informierte seine Eltern und seinen Provinzial. Aber die Nacht danach konnte er nicht schlafen. „Ich hab sie ganz im Gebet verbracht!“ Danach war klar, er ‚musste‘ – wollte er sich treu bleiben – diesen Weg gehen. So rief er am Morgen erneut Eltern und Provinzial an, um ihnen die neue Entscheidung mit zu teilen.
Nachmittags sitzen wir in einer kleinen Kapelle der Madeleine (Kathedrale von Vézelay). Dieses Mal erzählt uns Schwester Colombe ihre Geschichte. Tief bewegt und beeinflusst von der Frömmigkeit ihrer Oma erwacht schon früh der Gedanke, Schwester zu werden. Aber die Musik zieht sie zunächst mehr, so studiert sie Violine und übt diesen Beruf auch ein Jahr aus. Aber der Drang, sich Gott in einer Ordensfamilie zu schenken, blieb lebendig in ihrem Herzen. Sie lernte die Berufung der Schwestern und Brüder von Jerusalem kennen. „Aber ich wollte noch mehr kennen lernen, so ging ich noch in andere Klöster. Aber immer, wenn ich ankam, merkte ich, wie stark ‚Jerusalem‘ in meiner Seele arbeitete. So hab ich mich entschieden dort einzutreten und bin jetzt mit meinem 44 Jahren schon 14 Jahre hier in Vézelay!“ Ein längeres Gespräch in der Kapelle entwickelt sich. „Was mich am meisten beeindruckt – höre ich eine junge Frau sagen – ist das Strahlen dieser Schwester. Die wirkt irgendwie so verwirklicht. Die ist ganz tief angekommen!“
Berufung – dieser Begriff erscheint vielen in unserer Gruppe als fremd und fern. Aber das überzeugende Mensch-Sein trifft sofort ‚ins Herz‘. „Ich muss mein Denken vom Klosterleben verändern! Hätte ich nie gedacht, dass die so leicht miteinander umgeben. Und was mir bleibt, ist, dass der Gründer der Frères et Soeurs de Jérusalem, in sein Lebensbuch (eine Art Lebensregel) sogar ein Kapitel über die Freude geschrieben hat!“
Nachmittags hatten wir noch um das „Kreuz der Deutschen“ gesessen. Es war 1946 bei der „croisade pour la paix“ (Friedensweg) von deutschen Häftlingen in Sträflingskleidung in die Kathdrale von Vézelay hinein getragen worden – ein bewegender Augenblick, wie uns Schwester Edith vor einigen Monaten in Köln erzählt hatte. Wie Maria Magdalena Jesus an ihre Dunkelheiten gelassen hatte und wie sie von ihm befreit worden war, so hatte heute jeder sein Unbewältigtes und seine innere Not auf einen Zettel geschrieben und ans Kreuz Jesu gelegt. Morgen nun werden wir diese Anliegen bei den Reliquien von Maria Magdalena aufbewahren. Auf ihre Fürsprache und ermutigt durch ihr Beispiel geht der Weg weiter.
Samstag, 13. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Samstag 13.08.2011
…Impressionen am Samstag…
Heute ist Pilgertag. Nach den Laudes in der Kathedrale und dem Frühstück brechen wir auf, um einige Kilometer auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostella zu gehen. Glücklicherweise hat sich das Wetter gebessert, so dass wir trockenen Fußes durch kommen. In St. Père angekommen sitzen wir vor einer alten romanischen Kirche, ursprünglich dem heiligen Petrus geweiht, jetzt unter dem Patronat von Maria stehend. Wir sitzen in der Eingangshalle auf dem Fussboden. Lena hat einen fiktiven Brief von Maria Magdalena an ihre Jugendfreundin Johanna geschrieben. Bewegend ihn zu hören.
Dann wechseln wir in die Kirche. Walmir beginnt seine Erfahrung zu erzählen. In einem ganz kleinen Dorf in Minas Gerais aufgewachsen, erzählt er von der schwierigen und überaus armen Zeit seiner Kindheit. Er kennt und kannte den Hunger. Der Konflikt mit seinem Vater und zwischen seinen Eltern kommt heraus. Sei Traum, Priester zu werden und schon ins kleine Seminar bei den Redemptoristen in Aparecida zu gehen – im Alter von 14 Jahren. Walmir kennt die Versuchung zum Alkohol. Es wird ganz ruhig in der Kirche, als er erzählt, wie er als achtjähriges Kind seinen Vater einmal betrunken auf den Schultern nach Hause getragen hat. „Da habe ich meinen Vater kennen gelernt. Das war mein Vater!“ Aber in diesem schweren Augenblick hat mich Gott angerührt, ich habe IHN umarmt in meinem Vater. Gegen Ende seiner Erfahrung erzählt er: „Und wisst ihr, aber es blieb schwierig mit meinem Vater. Ich hatte ihm und meiner Mutter noch nie gesagt: ‚Ich hab euch gern! Ich liebe euch!‘ Jetzt bin ich auf der Fazenda in Mörmter. Dort hatte ich auf einmal den Wunsch, meinem Vater das zu sagen. So hab ich ihn wieder – wie so oft angerufen und ihm gesagt: ‚Papa, ich muss dir noch was sagen. Weißt Du: Ich liebe dich!‘ Dann war über eine Minute Stille – in der Leitung zwischen Brasilien und Deutschland – und dann sagte er unter Tränen: Ich dich auch!“
IN den nächsten Augenblicken bleiben wir in der Kirche sitzen. Bei vielen laufen Tränen. Einige sind tief im Gebet verbunden. Wenige Kilometer später machen wir ein kurzes Picknick und dann feiern wir Messe… Wir spüren es neu, die Liebe untereinander und dieses Miteinander auf dem Weg sein hat auf diesen wenigen Kilometern in Bewegung gebracht…
Einer der Jungen sagt Walmir: „Jetzt weiß ich: Ich will auch eine Erfahrung auf der Fazenda machen!“ Eine andere junge Pilgerin: Ich spüre so viel Schweres in mir. Ich muss es einfach erzählen und ich merke: Ich will beichten….
Sonntag, 14. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Sonntag 14.08.2011
…Impressionen am Sonntag…
Sonntag. Es ist noch früh morgens. Die fréres et soeurs de Jérusalem haben gerade ihr Morgenlob für die Welt gesungen. In den Straßen von Vézelay treffe ich Schwester Rebekka. Sie stammt aus Hildesheim, ist schon lange in dieser monastischen Familie zu Hause und lebt in diesen Jahren in der Neugründung in Köln mit. Wir bleiben beieinander stehen und tauschen uns kurz aus über unsere Wege – über alles Frohmachende und alle Kreuze. Dann gehen wir weiter.
Um 11 Uhr „Grande Messe“ – Hochamt – feierlich gesungen. Die Kathedrale ist gut gefüllt. Vor uns spielen zwei kleine Kinder. Ihre jungen Eltern haben alle Hände voll zu tun, die beiden zu beschäftigen und sie im Auge zu behalten. Nach dem Gottesdienst sage ich ihnen DANKE für das Zeugnis ihre Lebens, dass sie als Familie in der Messe waren. Die beiden sind ein wenig erstaunt. Sie kommen aus Brüssel und erzählen, dass sie in Paris und Köln beim Weltjugendtag waren. Ein kurzes Gespräch entspinnt sich. Sie sind glücklich, als ich ihnen – wie ich es auch morgens schon Schwester Rebekka versprochen hatte – sage, ich würde sie mit nach Madrid nehmen. Auf dem Kirchenvorplatz spricht mich noch eine der Schwestern an. Sie stammt aus Polen, wo gerade eine Neugründung der Kommunität geschehen ist. Ja, auch sie nehme ich mit.
Im Eckstein - „Pierre d’angle“, dem Laden der Kommunität, kaufe ich 30 kleine Ikonen von Maria Magdalena für unsere Gruppe. Ich treffe einen unserer Pilger. Am Vortag war in seiner Seele viel geschehen. Er hatte laut in einer Kirche zu weinen begonnen. Seine ganze familiäre Situation mit all den Süchten und Fixierungen war ans Licht gekommen. „Ich muss irgendwie etwas machen. So kann es nicht weiter gehen. Ich spüre, ich will etwas Großes aus meinem Leben machen!“ Ich ermutige ihn, die Fragen in seiner Seele zuzulassen und in diesen Tagen Gott um Klarheit zu bitten. Ein Gespräch von Herz zu Herz, wie so oft in diesen Tagen.
Eine französisch sprechende Polin, die in diesen Tagen mit uns im Haus St. Bernard verbracht hatte, verabschiedet sich. Sie lebt in einer der Gruppen der Arche mit – von Jean Vanier. Sie gibt mir ihre Adresse. „Ich bin so froh, euch begegnet zu sein. Eure Gruppe hat mir Mut gemacht. Der Ruf der Jugend ist sooo schlecht. Aber ich habe erlebt, wie ihr miteinander umgeht, wie hilfsbereit ihr seid, wie ehrlich ihr sprecht – sie war bei einem der abendlichen Austausche mit dabei gewesen – all diese Erfahrungen haben mir große Hoffnung gemacht. Danke!
Und nun stehen wir vor einer nächtlichen Reise nach Madrid. 1400 Kilometer. Durch die Pyrenäen. Wir verlassen Vézelay mit einer großen Dankbarkeit. Viele blieben lieben hier, denn die Stille, die wir gefunden haben und die wir einander gewährt haben, hat gut getan. Dieser Ort hat viel in Bewegung gebracht. Aber jetzt heißt es, den neuen Aufbruch zu wagen und im Horchen auf die eigene innere Stimme dem eigenen Weg treu zu bleiben. So ziehen wir weiter – mit vielen Versprechen, Anliegen und Beziehungen im Gepäck.
Montag, 15. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Montag 15.08.2011
…Impressionen am Montag…
Die Luft ist total heiß. Tagsüber waren es 39 Grad im Schatten, als wir hier in Madrid ankamen. Jetzt bin ich in einer Turnhallte mit über 250 Jugendlichen. Es ist die erste Nacht. An Schlaf ist noch lange nicht zu denken.
Als wir gestern in Vézelay aufbrachen, regnete es in Strömen. Wir hatten Mühe, die ganze Nacht durch zu fahren. Bei Biarritz waren wir kurz am Meer, um dort zu frühstücken. Dann ging’s weiter nach Madrid. Jetzt sind wir angekommen. Ein buntes Meer an Jugendlichen. Jeder kommt mit seiner Sehnsucht und mit seinen Fragen und Anliegen. Ich bin gespannt, was sich in diesen Tagen noch alles ereignen wird. Beim Registrierungsvorgang treffen wir den Jugendpfarrer aus Speyer und einen jungen Priester aus Freiburg. Zwei schöne kurze Begegnungen ergeben sich. Dem einen kann ich noch den Gesamtplan der deutschen Katechesen mitgeben. Er freut sich wie ein Kind. Es sind diese vielen, vielen kleinen Schritte, die den WJT so lebendig machen.
Dienstag, 16. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Dienstag 16.08.2011
…Impressionen am Dienstag…
Vor wenigen Minuten noch waren wir im Herzen von Madrid zur Eröffnungsmesse mit vielen hunderttausenden von Jugendlichen. Beeindruckend. Dort, wo sonst die Erfolge von Real Madrid gefeiert werden stehen junge Leute auf, um ihren Glauben in die Welt hinein zu feiern und zu rufen. Neben mir auf dem Boden sitzend zwei Mädchen aus der Steiermark. Mit einer Plastikgabel essen sie ihren Salat. Ich scherze eine so schöne Gabel habe ich noch nie gesehen. „Ja“, so höre ich eine der beiden, „das wären ihre schönsten Geschenke, die sie gegen noch etwas Schöneres tauschen könne-„ Kurz entschlossen hole ich eine meiner mitgebrachten Prayer-Boxen heraus und tausche sie. Wir kommen ins Gespräch. Die beiden sind mit über 50 Leuten aus ihrer Diözese Graz da und wären soooooo froh. Denn so viele junge glaubende Menschen hätten sie noch nie gesehen. Dann beginnt die Messe. Da sie kein Buch haben, gebe ich ihnen meines. Die Predigt übersetzte ich ihnen. Als ich mich verabschiede, spüre ich eine echte Freude in ihnen und in mir. Na klar, ich habe ihnen eine kleine Karte des Evangeliums hinterlassen und ihnen von unserem mittlerweile weltweiten Netzwerk erzählt. Sie strahlen. Auf jeden Fall – sie wollen sich melden:
Auf meiner anderen Seite hatte eine größere Gruppe aus Lyon gesessen. Auch mit ihnen hatte ich eine längere Zeit gesprochen. Auch mit ihnen hatte ich kostbare Augenblicke geteilt.
Mittlerweile ist es 23 Uhr. Wir sitzen noch mit 20 Leuten aus unserer Gruppe in einer Freilichtbühne und folgen einem Konzert von Gen Rosso. „Dimensione indelebile“ – so der Titel ihrer Performance „Unauslöschliche Dimensionen“. Bei total jugendgemäßer Musik überbringen sie die Botschaft von Chiara Luce, die – vor 20 Jahren gestorben – mittlerweile im vergangenen September selig gesprochen worden ist. Ihr Leben war ein totales Ja zu Gott. Die offene Bühne tobt, während ich diesen kurzen Eintrag verfasse. Und zwischen durch die Botschaft: „Ihr seid auch eingeladen, Euch zu entscheiden, wie es Chiara Luce getan hat.“ In wenigen Monaten wird Gen Rosso in Dortmund sein. Einige Jugendliche – auch Petra, die für ein Jahr aus Bosnien bei uns bleiben wird – werden eine Woche mit den Künstlern zusammen leben. Auch da wird es darum gehen, sich immer neu für die Liebe zu entscheiden. Ich sehe all die Gesichter unserer Gruppe, Reka aus Rumänien, Karolina und Monika aus Bosnien, Walmir aus Brasilien… sie haben einander kennen und schätzen gelernt. Jetzt gehen sie weiter…
Heute Morgen noch war ich mit Lukas, Patrick und Steffi beim Zentrum des WJT. Wir haben die Ausweise besorgt, die ihnen die Teilnahme an der Vigil ermöglichen in der Nähe des Papstes. Als sie ihre Tickets in den Händen halten, sehe ich die tiefe Freude in ihren Gesichtern. Auch das werden wieder total kostbare Augenblicke, in denen Gott in ihren Herzen arbeiten, sich offenbaren kann. ER – immer am Werk, das darf ich in diesen Tagen wieder neu erfahren.
Ebenfalls heute auf einer Bank – vor einem Restaurant sitzend. Vier polnische Mädchen setzten sich neben mich und wir kamen ins Gespräch. Über eine halbe Stunde entwickelte sich ein echt tiefer Austausch. „Ja, wie geht das denn, das Evangelium zu leben?“, höre ich als fRage. Ich erzähle Erfahrungen aus Bosnien und aus Deutschland… und schon sind wir in der Erfahrung, dass Jesus in unserer Mitte da ist. Als wir uns verabschieden, sagt mir Martha, eine der jungen Polinnen: „Das war bisher der schönste Augenblick, den mir in diesen Tagen geshenkt worden ist…
So jetzt muss ich aufhören, denn in wenigen Minuten müssen wir noch die Metro bekommen, um unsere Turnhalle zu erreichen. Übrigens, mit 250 jungen Leuten auf dem Boden ist immer wieder neu eine neue Erfahrung, auch wenn die z.T. unerträgliche Hitze nur schwer auszuhalten ist, kommen wir doch durch. Und: Alle sind gleich! Alle schwitzen, alle teilen die wenigen Quadratmeter auf dem Boden, alle sind gerufen, Augenblick für Augenblick zu lieben…. Und so gehen wir weiter und wissen uns mit Euch allen verbunden. Ja, entscheiden wir uns immer neu allein für die Liebe, denn das darf ich gerade den Künstlern auf der Bühne ansehen: Allein die investierte Liebe bleibt – für die Ewigkeit!
Mittwoch, 17. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Mittwoch 17.08.2011
…Impressionen am Mittwoch…
„Winkend am Auto von Weihbischof Koch stehend – ruft Lena ihm noch zu : „Die Katechese war sehr geil!“ Damit traf sie den Eindruck von ca. 250 jungen Leuten, die zu ihrer ersten Katechese aufgebrochen waren. Es ging darum, was heute – nach Tokio – noch „fest“ ist, denn das Thema war: „Fest im Glauben!“ Nachdem der Bischof angedockt an jüngste Ereignisse und harte Fakten viele Fragen aufgeworfen hatte, erzählte er in kleinen Erfahrungen, wo ihm Glaubensbegegnungen widerfahren sind. Er erzählte vom Gespräch mit einem Jugendlichen aus Mostar, den er an der Brücke in Mostar stehend getroffen hatte. Dem Weihbischof war aufgefallen, dass über eine halbe Stunde niemand über die Brücke gegangen war. Auf die Frage, warum niemand rüber käme, antwortete der Jugendliche: „Was sollen wir denn bei den Moslems?“
Diese kurze Begegnung war Impuls, selber mit dem eigenen Leben „Brückenmensch“ zu werden. Weiter ging dem Weihbischof die Begegnung mit einem Jugendlichen nach, der für seine Eltern betete, weil – wie er sagte „sie es ja nicht mehr tun!“ Dieses menschliche Beispiel erschien wie ein Bild für die Liebe Gottes, der seinerseits die Liebe zu uns Menschen nie aufkündigt.
Nachmittags trafen wir uns mit „Freunden des Wortes“ beim Parque del Buen Retiro am Fuente angel caido. Es kamen 30 junge Leute und erzählten von ihren augenblicklichen Lebenspisten. Nikolina aus Sarajevo war gerade von einem Praktikum aus Brüssel und Berlin zurückgekommen. Sie schien ermutigt, ihr Leben nach ihrem Masterstudium auf jeden Fall in Bosnien zu investieren. - Björn war gerade von einem Auslandsjahr in Ghana zurück und erzählte, wie er z.T. unter schwierigen Situationen dem Evangelium treu geblieben ist.
Zurück in der Stadt, war an allen Orten „Weltjugendtagsfeeling“ zu erleben: Jung, bunt, kreativ, friedvoll, verrückt und international. Und an allen Ecken und Enden ereignen sich Tauscherfahrungen. Der interessante deutsche Strohhut wird eingetaucht gegen italienische Hüte, Kreuze und Rosenkränze wechseln ihre Besitzer…
Donnerstag, 18. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Donnerstag 18.08.2011
…Impressionen am Donnerstag…
Welcoming the Pope! Er ist da. „Ich hatte eine solche Gänsehaut!“ höre ich spät abends von einer unserer Freiwilligen im Quartier! Ich wusste gar nicht, was mich erwarten würde… ich hatte einfach Gänsehaut! „Und als der Papst dann am Flughafen ankam und ich dabei sein konnte, war es einfach mega!“
Vormittags war ich mit einer Gruppe 40 Kilometer gefahren, um am anderen Ende von Madrid an einer Katechese von Weihbischof Koch von Köln teilzunehmen. Sein Leben strahlt, ist authentisch und macht vielen der jungen Leute Freude, sich in ihrem eigenen Glauben zu wagen… Nachmittags dann die Feier der Begrüßung des Papstes – wieder im Herzen von Madrid. Die ganze Stadt bebt und ist voller Freude. Aber wir wissen, dass im Gegenzug auch eine Menge an anderen Demonstrationen laufen, bei der sogar einige WJT-Pilger verletzt worden sind. Ja, der „Lebensverunmöglicher“ ist genauso am Werk, wie der Heilige Geist…
Auf dem Rückweg aus der Innenstadt fragen wir noch einige Pilger, die auf den Treppenstufen einer Bank sitzend ihr Essen verzehren, woher sie es bekommen haben. Ein kurzes Gespräch in französischer Sprache entspinnt sich und kurz bevor wir uns verabschieden, bekommen wir heraus, dass die Gruppe aus Le Mans kommt. Eine große Freude unter uns. Auch ihnen lassen wir – wie schon vielen an diesem Tag – die kleinen Karten unseres Netzwerkes da. Jedes Mal eine große Freude. Auch Bischof Bode zog heute Morgen in einer anderen Katechese auf die Frage, wie er mit dem Evangelium leben würde, die kleine Karte aus der Tasche und ermutigte, sich dem Evangelium zu konkret zu stellen.
Nun ist das Licht in der Turnhalle schon wieder ausgegangen und ich muss noch duschen, deshalb nur diese kurzen Fragmente!
Freitag, 19. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Freitag 19.08.2011
…Impressionen am Freitag…
Bewegend! Bewegend! Bewegend! Die Fazenda da Esperanca ist eingeladen, das Kreuz der Weltjugendtage beim offiziellen Kreuzweg von einer Station zur anderen zu tragen. Bischof Don Dino ist dazu aus Brasilien angereist. Bis wir alle die notwendigen Akkreditierungen und die Ausweise, um in den Sicherheitsbereich hineinzukommen, haben, vergeht viel Zeit – unter stechendem Stern.
Aber dann stehen wir an der Station, wo Jesus das Kreuz aufgebürdet wird und wir sind eingeladen, es bis zur nächsten Station, an der Jesus zum ersten Mal fällt, zu tragen.
Es kommt der Augenblick, als uns das Kreuz übergeben wird. Wir wissen, es sind Millionen, die uns in diesen Augenblicken begleiten, hier in Madrid und ebenso an den Fernsehschirmen. Zugleich ist dieser Augenblick so intensiv, dass wir die Vielen gar nicht sehen. Im Gegenteil. Es ist ein Geschehen zwischen jedem einzelnen von uns und Jesus. Einige von uns weinen vor Rührung. Joa, aus Brasilien zu den WJT gekommen, erzählt mir später: „Ich war so tief berührt, dass ich einfach fast nur geweint habe. Vor noch zwei Jahren war ich noch in den Fängen der Droge. Mein Leben war verpfuscht. Jetzt bin ich durch die Liebe Jesu auf der Fazenda frei geworden! Er hat für mich gelitten, einfach aus Liebe und diese total persönliche Liebe habe ich heute besonders gespürt.
Auch mir persönlich kamen auf dem Weg mit dem Kreuz die Tränen. Ich dachte an viele Menschen, die ich im Herzen mit nach Madrid gebracht hatte. Ich dachte an meinen kranken Vater, an so viele ungelöste Situationen, die mir Menschen anvertraut hatten. Ich dachte an Aufbrüche, die ich im Herzen trug und Jesus anvertraute. Und ich hatte so viele junge Menschen im Herzen, die begonnen hatten, sich dem Evangelium zu öffnen, ebenso aber auch an so viele, die verfangen waren in den Dingen dieser Welt, in ihren eigenen Träumen…
Es war, als spürte ich die Liebe, die Jesus zu einem jeden hatte und als spürte ich ebenfalls den Schmerz, den jede Sünde von einem jeden einzelnen von uns IHM, dem liebenden Gott, zufügt. Dieser Schmerz ging mir mehr als jemals zuvor unter die Haut.
Wir hatten diesen Tag mit all den anderen Gruppen verlebt, die ihrerseits auch eingeladen waren, das Kreuz zu tragen. Sie kamen aus Haiti und Japan, aus Palästina und Ruanda und Burundi, von St. Egidio aus Italien und Belgien, aus dem Irak und aus Indien, aus Ghana und Korea. Viele hatten mir in diesen Tagen von ihren Geschichten anvertraut, jetzt „gingen wir vereint unter dem Kreuz“. Echt bewegend! Als wir uns verabschiedeten, drückte ich noch manchem eine kleine Karte des Evangeliums in die Hand. Jedes Mal neu: Leuchtende Augen. Wir würden verbunden bleiben über Kultur- und Nations-Grenzen hinweg und über weite Entfernungen in IHM.
Als ich eben noch kurz mit der hauptverantwortlichen Freiwilligen sprach und ihr DANKE sagte für all Ihr Investieren, sagte sie mir: „Ich bin so glücklich, dass ich an diesem großen Projekt mittun und mich schenken darf. Klar bin ich müde und morgen ab 7 Uhr muss ich wieder auf der Arbeit sein. Aber ich bin so froh, all die Jugendlichen zu sehen, wie sie suchen und fragen, wie sie ihre Wege ertasten und viel Leben, Zeit und Gedanken und Freude teilen.
Auch wenn’s wieder spät ist, so falle ich glücklich auf die Matte. Ach ja, und Johannes, der erste, der sich von uns schon wieder verabschieden musste, ist gut bei seinem Eltern in den Ferien angekommen. Auf dem Flughafen heute Morgen hatte ich ihn nach seinem Eindruck von den Tagen gefragt: „Ganz anders, als ich erwartet hatte, aber viel besser, als ich es auch nur zu träumen gewagt hatte, Ich bin mehr als froh, dass ich mitgefahren bin.“ Und dann ruft er mir noch als Nachsatz zu: „Und übrigens: Vézelay – auch mit der Stille – war für mich besonders super. Gut, dass wir diese Vorbereitungszeit hatten!“
Samstag, 20. August 2011
Freunde des Wortes – Erzbistum Paderborn – Samstag 20.08.2011
…Impressionen am Samstag…
„Ist das live?“ fragt mich Reka ganz erstaunt? Wir stehen auf dem großen Flugplatz „Cuatro vientros“ und sind ca. 10 Kilometer heute durch die Hitze in glühender Sonne gelaufen. Am Abend hatte es fest geregnet und wir waren teils bis auf die Haut nass geworden. Wieder neu setzt vorn auf der großen - weit über die Menge der vielen Jugendlichen leuchtenden – Bühne die Musik ein und Papst Benedikt ist dabei. Ich frage etwas erstaunt nach? „Ja, ich meine, bin ich hier wirklich mit so vielen Jugendlichen aus der ganzen Welt versammelt und der Papst ist dabei?“ Ich schaue sie an und sage ihr: „Ja, Reka, das ist live! Und das ist Kirche!“ Sie strahlt und ich spüre in diesen Augenblicken die tiefe Freude im Herzen dieses jungen Menschen.
Leicht war es nicht gewesen hier auf 'Cuatro Vientos' anzukommen. Von der Metro-Station „Principe Pio" sollte ein schattiger Weg durch Parkanlagen die Jugendlichen der Welt zum Flughafen leiten. Aus Sydney und den vorausgehenden WJT hatten wir an eine Wegstrecke gedacht, die gesäumt sein würde von Wasserarsenalen und Wegmarken, von Freiwilligen, die die jungen Pilger anfeuerten und von Rastplätzen… Aber von all dem war nichts zu finden gewesen. Mit Mühe hatten wir uns – wie viele andere Pilger auch – den Weg suchen müssen mit Hilfe des Stadtplanes, der die Wegstrecke nicht ganz zeigte… Und dann auf Schritt und Tritt die stechende Sonne, von Schatten zu Schatten hastend...
Aber wir waren angekommen. Im Feld "D7" sollte unser Platz für die Vigil und die Nacht unter freiem Himmel sein. Aber als wir ankamen, war dort schon kein Platz mehr. Im Gegenteil, wir wurden ins Ungewisse hinein entlassen. Die vielen Freiwilligen, die so viel Kraft und Zeit und Liebe investiert hatten, schienen mit der Situation dann und wann überfordert zu sein. Aber dennoch: Wir fanden ‚unseren Platz‘ dann in "E8".
Die Sonne blieb den ganzen Nachmittag unser Thema. Erbarmungslos brannte sie auf uns nieder – und das auf dem großen Flugplatzfeld ohne Schatten. Der Name "Cuatro Vientos" ließ an "Wind" denken. Aber nach dem sehnten wir uns vergebens. Und dennoch: Mit großer Kreativität bauten sich die Jugendlichen Sonnenschutze aller Art. So galt es die einzelnen immer neu unter Regenschirmen und Kartons zu suchen und zu schauen, ob jeder einzelne mit der Hitze noch fertig wurde. Auch das gelang!
Wir hatten die Verpflegungstüten für den Tag und den nächsten Morgen geholt und staunten erneut, wie großartig dieser Teil des WJT den Organisatoren gelungen war. Ein richtiges Menü trügen wir in unseren weißen Taschen mit dem leuchtenden Logo des WJT in Madrid… Schritt für Schritt gelang einem jeden der Tag. Gut, dass wir uns als Tagesmotto vorgenommen hatten: „Ganz klein – aber ganz konkret!“ Nach den vielen Tagen mit nur wenig Schlaf und mit dieser großen kräfteraubenden Hitze war die Haut in manchen Augenblicken doch dünner geworden. Da half es, kleine und konkrete Schritte füreinander zu tun. Wie oft reichte einer dem anderen ein paar Schlucke kostbaren Wassers. Wie oft fragte jemand: Soll ich deine Flasche auch mitnehmen und sie wieder auffüllen? – Und ich wusste: Diese Frage bedeutete, lange Zeit in einer Schlange zu stehen und aus z.T. nur tropfenden Wasserkränen Wasser zu ergattern.
Von der Bühne aus wurde ein „internationaler Rosenkranz“ gebetet – jeder konnte seine eigenen Anliegen in das Gebetsnetz "einweben". In verschiedensten Sprachen beteten wir, jeder persönlich und doch alle vereint. Und dann kam Papst Benedikt erneut zu den Jugendlichen. Bewegend, wie sie ihn erwarteten und ihn aufnahmen. Als es zu regnen begann, hielt sich die forh gelaunte Stimmung. Immer neu erklangen Rufe, die sich Gruppen überlegt hatten und die eine „Generation Benedikt“ spüren ließ…
Fragen von Glaubenden und Nicht-Glaubenden hörten wir. Sie wurden dem Papst gestellt und er antwortete in verschiedenen Sprachen. Aus Berlin fragte eine junge Frau: Ich bin nicht getauft, aber ich bin fasziniert von der Person Jesu. Sein Leben hat mich angerührt. Wie kann ich für mich ein sinnvolles Leben finden und meine Schritte mit Jesus tun? Die Antworten interessierten uns, aber Schutz vor dem Regen suchend, ging viel davon unter. Wie schön, dass wir all das bald nochmals nachlesen können.
Und dann der Augenblick der Anbetung: „Jesus ist wirklich hier – im Brot der Eucharistie!“ höre ich eine Stimme in verschiedenen Sprachen sagen. „Knien wir nieder und beten wir persönlich zu ihm!“ Auch wenn die gesammelte Stille, die ich vom Randwick-Race-Course aus Sydney noch im Herzen hatte aufgrund der Wetterverhältnisse nicht aufkommen kann, sind es doch Augenblicke, die mir tief zu Herzen gehen. ER, mitten unter uns. In diesem Augenblick hatte ich das Gespräch mit einer jungen Frau aus unserer Gruppe im Herzen, die mir nachmittags auf unseren Isomatten sitzend viel von sich erzählt hatte. „Zu wem sollte ich gehen, wenn nicht zu Jesus? Weißt du, Meinolf – hatte sie mir gesagt: Immer wenn mit jemand sagt, dass er nicht an Jesus glaubt und mit ihm lebt, dann frage ich ihn: Wem erzählst du denn all deine Sorgen und Nöte und auch all deine Freuden? – Ich brauche doch jemanden, dem ich das alles sagen kann. Es ist so gut, dass Jesus immer bei uns ist. Ich bin nicht allein!“ Dabei schaue ich erneut in die strahlenden Augen dieses Mädchens, die sich mit Jesus auf den Weg gemacht hat.
Ja, all das ist live. Es ist das Leben der Kirche – in bedrängter Zeit. Es ist das Leben eines jeden Jugendlichen im großen Netzwerk der Verbundenheit. Und so hatten wir heute noch manchem unsere kleine Karte mit auf den Weg geben können, um auch „Freund Jesu“, „Freund des Wortes“ zu werden. Am frühen Morgen hatten wir den Freiwilligen in unserem Quartier in San Sebastian de los Reyes ein Dankeslied gesungen und einer jeden die kleine Karte geschenkt. Sie hatten geweint, als wir das Lied des ersten Weltjugendtages („Die Sonne neigt zur Erde sich“) für sie sangen. Später auf dem Flugplatz Cuatro Vientros wanderte eine Karte in die Tasche eines jungen Franzosen, mit dem ich ins Gespräch gekommen war und zu einer Gruppe junger Deutscher aus dem Großraum Stuttgart, die ganz bestürzt den Flugplatz verlassen hatten, als ein Tor zum Flugplatz mitsamt der Beleuchtung umgefallen war und sie fast unter sich begraben hätte… All diesen jungen Menschen erzählten wir von unserem Weg und luden sie ein, mit uns verbunden zu bleiben, damit es weiter „live“ bleibt, das Leben eines jeden einzelnen mit Jesus und das Leben während eines jeden Tage mit seinem Wort.
Sonntag, 21. August, 2011
Freunde des Wortes - Erzbistum Paderborn - Sonntag 21.08.2011
...Impressionen am Sonntag...
In wenigen Minuten werden noch zwei aus unserer Gemeinde hier in Madrid landen - unter ihnen der Pfarrer. Wir brauchten sie, damit wir die knapp 2000 Kilometer der Rückfahrt sicher bestehen können. Sie sind auch schon heute morgen um 1 Uhr in Kamen aufgebrochen. Ja, der Weltjugendtag ist ein großes Netzwerk der Liebe... möge dieses Netzwerk durch all unsere vielen kleinen Schritte ausstrahlen und viele auf den Weg zu Jesus mitnehmen!
Danke Ihnen und Euch allen für Ihr / Euer Mitgehen in diesen Tagen und für alles Interesse an diesen kleinen Erfahrungsbausteinen, die oft tief in der Nacht - auf der Isomatte sitzend - entstanden sind. Sie waren ein Versuch, im Netzwerk der Liebe mit Ihnen und Euch allen verbunden zu sein.