go4peace 2015 - Friedenscamp mit 27 Nationen

 

key4peace

be sister - be brother!

 

Mein Blick fällt auf die Preis-Stele der Tankstelle naher meiner Wohnung: Diesel  - 1.09 €. “Tank schnell, den billiger wird’s nicht!” kommt mir in den Sinn. Ich kehre gerade vom Flughafen Köln-Bonn zurück und habe Simo Marsic, den Jugendpfarrer von Sarajevo dorthin geshuttelt. Er war der letzte von 129 Teilnehmern des internationalen Friedenscamps go4peace2015, der nun seine Heimreise angetreten hatte. Junge Menschen aus 16 verschiedenen europäischen Nationen - von Portugal bis zur Ukraine und von Italien bis Norwegen - waren angereist, um vom 24. Juli bis zum 01. August in Kamen eine Erfahrung gelebten Friedens zu machen. Neben diesen Jugendlichen waren in Kamen ansässige um Asyl bittende Jugendliche mit dabei -  aus Pakistan und Syrien, aus Sri Lanka und Eritrea, aus dem Nordirak und aus Ägypten, aus Armenien, Georgien und aus dem Libanon. Besuch erhielten wir weiterhin zwei Tage lang von Mitgliedern der Fazenda da Esperanca, so dass in manchen Augenblicken 27 Nationen in der Hauptschule in Kamen versammelt waren.

Im Rückspiegel vor der Tankstelle stehend sehe ich Fajir, eine der beiden 13-jährigen Hauptdar-steller der Performance “pieces4piece”, die die Jugendlichen des Camps am 01.08.2015 auf der Bühne der Städtischen Konzertaula in Kamen aufgeführt hatten. Fajir stammt aus Pakistan, ihr Pendant auf der Bühne war der 13-jährige Georg aus Syrien. Voller Elan kommt Fajir angelaufen. Sie hatte ihr t-shirt verloren, das alle Campteilnehmer bekommen hatten - mit dem großen bunten Logo des Camps. “Ich bin so traurig, denn ich wollte das doch immer anziehen!” ruft sie mir entgegen. “Schau mal, was ich hier im Auto habe! Dein t-shirt!” Ich gebe es ihr. Voller Freude wirft sie sich mir um den Hals. Während ich tanke, erzählt sie mir, dass ihr Fahrrad platt ist und sie das Schloss nicht öffnen kann. Ich hole aus der Tankstelle ein paar Tropfen Öl. Als es auch damit nicht gelingt, stellt sich heraus, dass sie den falschen Schlüssel genommen hat. Mit dem richtigen ist das Schloss schnell geöffnet. Aber das Fahrrad ist platt. So biete ich Fajir an, ihr Fahrrad in meinem Kofferraum zu legen und sie nach Hause - in die Flüchtlingswohnungen unserer Stadt - zu bringen, zumal es zu regnen beginnt. Als wir im Auto zum “Mausegatt” fahren - so werden die Asyl-Wohnheime in Kamen genannt - schaut sie mich mit großen Augen an und fragt: “Father Meinolf, why you are doing all this?” (Vater Meinolf, warum machst du das alles?)

 

Nach Monaten der Hilfe für diese Familie und nach zwei Wochen gemeinsamen Lebens im Camp schenkte sich ein Augenblick, in dem ich erzählen konnte. Fajir und ihr Bruder, die mit ihrer Mutter aus Pakistan fliehen mussten, sind gläubige Muslime. Ich erklärte der Kleinen auf den zwei Kilometern zu ihrer Unterkunft: “Wir haben doch alle ein Herz, das geliebt sein will und das lieben kann. Und dieses Herz ist uns von Gott, der die Liebe ist, eingepflanzt worden. Und wenn wir glücklich sein wollen, dann geht das nur, wenn wir wirklich lieben, denn dazu sind wir gemacht. Diese Liebe ist immer ganz konkret. Sie sagt mir: Bring Fajir mit dem Fahrrad nach Hause.” - Sie strahlte!

Diese Liebe haben wir mit Hilfe der Tages-Mottos, die wir uns jeden Morgen im Camp vorgenommen haben, entdeckt. “Erinnerst Du Dich noch an die Mottos?” - “Of course! - na klar!” Es waren Impulse wie: Don’t stop giving! - Be clear! - For you! - Be bread! (Hör nicht auf zu geben! - Sei klar! - Für Dich! - Sei Brot!) Diese Mottos hatten uns auf eine spielerische Weise in den Lebensstil Jesu, die gegenseitige Liebe, hineinfinden lassen. Abends - nach dem Abendessen im Gemeindezentrum Heilige Familie - waren alle in die Kirche Heilige Familie eingeladen, um ihre Erfahrungen mit dem gelebten Motto auszutauschen. Abend für Abend kamen zwischen 50 - 80 jungen Leuten. Zunächst waren Fajir und ihr Bruder sehr zögerlich in die Kirche gekommen. Es war ein fremder Ort. Aber die Herzlichkeit und Geschwisterlichkeit, die sie erlebten und das Wissen (von ihrer Mutter vermittelt), dass wir als Muslime und Christen alle an einen Gott glauben, hatte ihnen Mut gemacht, immer wieder zu kommen und zu bleiben. An einem Abend hatte ich den beiden erklären können, was wir Christen tun, wenn wir jeden Abend Messe feiern. Es waren “heilige Augenblicke”, geprägt von einer ganz tiefen Ehrfurcht vor dem, der uns solche Augenblicke erleben ließ.

 

Angekommen am Mausegatt sagte mir Fajir: “Ich verstehe immer mehr! Diese Tage im Camp waren die schönsten meines Lebens!” Monatelang hatte Fajir und George unter der Anleitung von Karo, Rebekka, Liesa, Khatuna und Laura die Performance einstudiert. Sie brachten darin die Geschichte einer Suche auf die Bühne an deren Ende das Finden des Schlüssels zum Geheimnis der Menschheit stand. Ein Astronaut kam auf die Bühne und erzählte, wie er die Schönheit und die Bedrohtheit der Erde von der Weltraumstation aus gesehen hatte. Er erzählte Fajir, die an ihm vorbei kam, dass wir Menschen gerufen sind, die Erde zu hüten und zu bewahren. Mit dieser Botschaft im Herzen traf die Kleine auf Georg, einen syrischen Jungen, der ebenfalls mit seiner Familie in Deutschland um Asyl gebeten hatte. Die beiden entschieden sich, eine Reise um die ganze Welt zu machen und den “key4peace” zu suchen. Dabei durchstreiften sie Siebenbürgen und Pakistan, Armenien und Eritrea, Ägypten und Sri Lanka. Per Video-Animation war ihre Reise auf der großen Leinwand in der Konzertaula zu verfolgen und es wurden Bilder von den Handis der Asylsuchenden, die aus den genannten Ländern stammten, eingespielt. Die Schönheit und die Vielfalt der Erde wurden ansichtig. Wie eine zur Schönheit nicht passende Unnatürlichkeit kam am Ende jedes Mal das Thema: “Aber auch ihr musstet ja aus Eurer Heimat fliehen!”

 

Gegen Ende der Performance sitzen die beiden Hauptdarsteller - nach vielen musikalischen und choreographischen Darbietungen buntester Art aus der ganzen Welt - ganz verzweifelt auf einer Bank und gestehen drei vorbei kommenden Jugendlichen aus Sri Lanka ein, dass sie auf ihrer Suche nicht mehr weiter wissen. Eher zufällig scheint Fajir die drei zu fragen, woher sie kommen und ob sie Brüder sind? Die unscheinbare einfache Antwort von John aus Sri Lanka läßt Fajir verstehen. Auf Joy, seinen Bruder weisend, erklärt John: “Wir sind Brüder. Ronald aber haben wir erst hier in Deutschland kennen gelernt, aber der ist für uns auch wie ein echter Bruder!” - Nach kurzem Nachdenken springt Fajir auf und ruft George entgegen. “Das ist die Antwort! Wir sind Brüder, haben sie gesagt! - Wir sind Brüder! Wir sind Geschwister! Es gibt keine Grenzen!” Auf die etwas verdutzte Nachfrage von George: “Wie meinst Du das?” stellt sich Fajir als asylsuchendes Kind in bewegenden Augenblicken als Protagonistin des Friedens vor das Publikum und sagt: “Wo Menschen anfangen, in jedem Menschen eine Schwester oder einen Bruder zu sehen, beginnt der Friede. Der Traum vom Frieden wird wahr!” Dann fällt sie - als muslimisches Mädchen - George - einem christlichen Jungen - um den Hals und ruft unter dem Beifall der Anwesenden: “Du bist mein Bruder!” und die Antwort von George: “Fajir, Du bist meine Schwester!”

 

Amela aus Shkodra in Albanien und Mateo aus Zenica in Bosnien und Herzegowina nahmen als Moderatoren des Abends in fließendem Deutsch den Ball der Geschwister-lichkeit auf. “Jeder von Ihnen, die Sie heute Abend hier anwesend sind, wird gleich am Ausgang einen key4peace erhalten. Denn jeder von uns ist gerufen in jedem Menschen einen Bruder oder eine Schwester zu sehen.” Dazu waren in Kamen und Umgebung 800 alte Schlüssel gesammelt worden und die Musik-Gruppe Psallite, die aus Siebenbürgen gekommen war und mit ihrer beeindruckenden Musik den Abend sehr bereichert hatte, brachte ebenfalls noch ihre 500 in Rumänien gesammelten Schlüssel mit. An jedem hing eine kleine tropfenförmige Holzscheibe, auf die mit einem Brennstempel eingraviert war: “key4peace - be sister - be brother”

 

 

Der key4peace-workshop war einer von über 40 verschiedenen Workshops im Verlauf der Woche des Camps, in dem sich die jungen Teilnehmer aus der ganzen Welt gemeinsam engagiert und kennen gelernt hatten. Einige hatten einen Kinderspielplatz vor den Wohnungen der Asylsuchenden im Mausegatt erneuert, andere hatten einen Garten vor einem weiteren Asylheim hergerichtet. Eine Gruppe war jüdischem Leben in Kamen auf die Spur gekommen und hatte eine Synagoge im benachbarten Unna besucht. Eine weitere Gruppe hatte in der Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte von Christian de Chergé, dem in Tibhirine (Algerien) ermordeten Zisterziensermönch, Grundlinien für einen ehrlichen Dialog zwischen Christen und Muslimen erarbeitet. In einem anderen Workshop hatten sich junge Leute mit der Botschaft europäischer Gründerväter auseinandergesetzt, wieder andere hatten sich mit dem Lebenszeugnis von Franz Stock und dem Versöhnungsweg zwischen Deutschen und Franzosen nach dem Zweiten Weltkrieg befasst. Das große Logo von go4peace2015 hatten einige Jugendliche an verschiedenen Stellen der Stadt aufgemalt - u.a. auf die Garagentore am Kirchplatz 7 - und wieder andere hatten acht schon in Kamen stehende Friedensmahner renoviert und drei weitere neu aufgestellt. Zudem waren im Gelände der Hauptschule 3 Stelen aufgerichtet worden, auf denen ein weiterer Workshop 92 kleine metallenere Fahnen aufgeschraubt hatte. Damit blieb auf dem Schulhof der Hauptschule auch nach dem Camp der Gedanke der bunten Vielfalt in Einheit präsent.

“Was ist das für ein Geheimnis, dass mir jeden Morgen über 100 strahlende Gesichter auf der Treppe meiner Schule entgegenkommen?” hatte mich der Rektor der Hauptschule, der in hervorragender Weise mit uns kooperiert hatte, gefragt. “Ich höre auf einmal total viele Sprachen und ich sehr nur lächelnde Gesichter! Das kenne ich sonst hier nicht!” Ich scherzte: “Weißt Du, das ist Pfingsten!” Und irgendwie schien mir der Scherz Wirklichkeit. Denn in einem der Reflektionsbögen war nach dem Camp zu lesen: “Für mich war es ein ganz besonderer Abend, als wir Albaner und Kosovaren, Serben, Bosnier und Mazedonier zusammen saßen und über unsere Vorurteile, die wir über die anderen Länder auf dem Balkan haben, ins Gespräch kamen. Das war ein Augenblick des Himmels! Wir haben uns - vielleicht zum ersten Mal - als Brüder und Schwestern erlebt!”

 

Diese Kraft der Liebe, die Schritte über Abgründe und über oft jahrhundertealte Vorurteile wagt, war als einende Kraft zu spüren. Und die Folge der vielen Schritte, die während des Camps aufeinander zu getan wurden, war immer neue eine Freude, die viele ansteckte:  einen Familienvater, der abends kam und sich einfach auf den Schulhof setzte und zuschaute. “Dieses friedliche Treiben tut mir so gut!” - die vielen Menschen, die während unserer Fahrradtour mit 100 Rädern von Kamen nach Dortmund, am Weg stehen blieben, zuschauten, sich anrühren ließen und fragten: “Wer seid ihr?“ - das Catering-Team, das in diesen Tagen alle Hände voll zu tun hatte und immer größer wurde: “Na klar, es ist viel Arbeit - aber diese frohen Gesichter zu sehen, ist ein noch größeres Geschenk!”

Den Abschlussgottesdienst haben wir auf dem Hof Schulze Berge in der Nähe von Kamen gefeiert. Die Scheune dieses alt ehrwürdigen und geschichtsträchtigen Hofes bot als Raum einen guten Rahmen, zumal die europäischen jugendlichen Gäste vielfach zum ersten Mal mit den Geschichten von Flüchtlingen in Berührung gekommen waren. P. Andrzes aus Köslin war noch zwei Wochen vor Camp-Beginn aufgesprungen und ganz spontan mit zwei Jungen und zwei Mädchen aus seiner Diözese gekommen. Er erzählte von den ersten 5000 Flüchtlingen, die nun in Polen erwartet wurden und von den Unsicherheiten, wie sie als Kirche mit diesen Menschen umgehen sollten. Ihn hatte tief beeindruckt, wie lebendig das geteilte Leben in den Mausegatt-Wohnungen zwischen Asylsuchenden und einigen Menschen unserer Stadt war. Im Zusammenspiel war deutlich geworden: Europa darf sich nicht abschotten! Vielmehr muss unser Kontinent einen Rahmen bieten für die, die in ihren Heimatländern nicht mehr bleiben können.

 

Alle vertretenen Sprachen kamen mit einem Lied während des Gottesdienstes vor. In den Fürbitten umfing unser Gebet die ganze Erde und viele der Jugendlichen waren gepackt vom Gebet des Vaterunsers in über 20 Sprachen. “Ich habe einen Frieden gespürt, den nur Jesus geben kann. Ich sah beim ‘Vater unser’ all die Jugendlichen aus den vielen Ländern, die wir alle unter den Augen Gottes gleich sind. So sind wir gerufen, einander zu respektieren und jeden Menschen auf der Erde mit der gleichen Würde zu behandeln!” schrieb eine junge Frau aus Mazedonien in ihren Reflektionsbogen. Ein anderer Teilnehmer ließ uns wissen: “ER hat mich verstehen lassen, dass - wenn ich mein Leben für die anderen gebe - ER das gleiche für mich tut, aber in weitaus größerem Masse. Ich bin so dankbar, dass Gott mir die Chance gegeben hat, hier zu sein mit all diesen tollen Leuten und dass ER so die Leere meines Herzens ausgefüllt hat.”

 

Dieses Camp war außer-gewöhnlich!

 

Es war ein Laboratorium des Glaubens -

für unsere Zeit: 

multi-kulturell - auf Zeit -

an den Wunden der Welt verortet - 

an den Charismen vieler orientiert -

im lebendigen Austausch - eben:

eine Kirche auf dem Weg, die sich verliert!

 

Wir haben über ein halbes Jahr mit dem Team des Pastoralverbundes Kamen-Kaiserau intensiv gearbeitet und vorbereitet. Das Camp go4peace war in dieser Zeit absoluter Schwerpunkt. Zusätzlich haben wir einen jungen Mann für ein paar Monate angestellt, der mit uns gelebt und - wie er uns später mit Tränen in den Augen sagte - eine neue Art von Kirche-Sein erlebt hat. Wir haben - mit Jesus unter uns - eine Kirche im Aufbruch und im Übergang erleben dürfen. Für die verschiedenen Workshop- und Arbeitsfelder haben sich über 80 Menschen aus Kamen und Umgebung engagiert - mit und ohne kirchliche Bindung. Ein Netzwerk ist entstanden.

Gott hat uns die Kirche als ein Ferment der Einheit für die Menschheit erleben lassen. Die Eine Menschheit war in den Tagen des gemeinsamen Lebens kein Traum mehr, sie war Wirklichkeit - mit dem Geschmack des Evangeliums. Und sie bleibt Wirklichkeit.

 

Die drei Jugendlichen aus der Ukraine schrieben in ihrer Reflektion: “Das Camp hat uns sehr gut gefallen. Es war alles professionell organisiert. Wir haben in der Ukraine im Moment eine sehr schwere Zeit. Durch das Zusammenleben im Camp haben wir wieder Kraft gesammelt, diese schwere Zeit zu überstehen. Wir haben gelernt, dass wir nur in Gemeinschaft stark sind: ‘Gib und dir wird gegeben werden!’ Dieses Motto haben wir in unsere Herzen eingebrannt.”

Amela aus Shkodra - dem Norden Albaniens - ließ mich vor ihrer Abreise an ihrem Glück teilnehmen: “Weißt Du, Meinolf, für jedes Land hattet ihr 5 Plätze vorgesehen und ich stand bei uns auf Platz Nummer sieben. Auf unsere Nachfrage hin durften dann glücklicherweise die drei auf der Warteliste auch noch kommen. Ich hab mich schon soooo gefreut. Wir haben uns gut vorbereitet. Aber als wir dann schon auf unserer Reise waren und in Skopje (Mazedonien) angekommen sind, um von dort nach Dortmund zu fliegen, hat uns die Fremden-Polizei gehindert, in die Maschine zu steigen. Wir wurden als Asylanten abgestempelt, obwohl wir doch nur zum Camp und dann wieder heimkehren wollten. Und dann hast Du alles in Bewegung gesetzt, dass wir zwei Tage später doch noch kommen konnten. Als wir dann in Kamen waren, konnte ich es kaum fassen, aber ich habe gelernt, Gott findet immer einen Weg. Ich hab mit Euch allen so viele Erfahrungen sammeln können und so viele überzeugende Menschen kennen lernen können. Ich war im deutschen Fernsehen und ich hab den Abschlussabend moderieren können. Ich bin so glücklich. Aber das schönste ist: Mit Jesus sind wir nie allein. Er ist immer bei uns und in Ihm finden wir immer einen Weg. Mit dieser Botschaft gehe ich jetzt wieder nach Hause und bleibe mit Euch allen verbunden!”

 

Es tat weh, all diese Jugendlichen wieder gehen zu lassen. Ich trage sie alle - jeden einzeln mit Namen - in meinem Herzen. Aber nur so “geht” Kirche - auf dem Weg. Der Pilger steht im je Neuen und ist ständig zum Aufbruch gerufen, er weiß nicht, mit wem er am Tag unterwegs sein wird. Allein im Lassen gewinnt sich die je neue Gestalt.

 

Am Abend der Performance - kurz vor Mitternacht - war ich dem Bruder von Fajir begegnet. Er, der mit so schweren Erinnerungen aus Pakistan geflohen war, hatte unter keinen Umständen am Camp teilnehmen wollen. Und dann war er doch gekommen und mehr und mehr aufgetaut. Ich sah ihn - ohne dass er mich sehen konnte - auf seinem Fahrrad durch die Dunkelheit fahren, nein rasen - mit der Kraft und Energie eines Jugendlichen. Ich sah das Strahlen auf seinem Gesicht. Er schien förmlich vor Freude zu platzen. Dieser Augenblick fiel mir tief in die Seele und mein Abendgebet war der Refrain des Liedes, das wir immer wieder mit allen gesungen hatten: “Bleibe hier bei uns, die Sonne sinkt hinab, bleibe hier bei uns, Herr, schon bricht der Abend an. Bleibe hier bei uns, die Sonne sinkt hinab, wenn du unter uns bist, gibt es keine Nacht!

 

                                                                                                 08. August 2015,   Meinolf Wacker

Gastfreundschaft


Tritt durch den Spalt,

atme de Ordnung,

lerne am Herd

die Würdes des Gastes

und empfang

in der Fülle der Gaben

deren königliche:

anvertrautes Leid.

                    Klaus Hemmerle