go4peace in Koszalin / Nordpolen

 

 

 

Peace without borders!

 

Abschluss-Performance
auf dem Marktplatz von Koszalin am 18.08.2018

 

 

 

„peace without borders“


go4peace2018 in Koszalin 
(10.-20. 08. 2018)

“Und wie lange seid ihr gefahren?” frage ich Mariaklelia aus Albanien und schaue dabei in die übermüdeten Augen eines Mädchens, die zum ersten Mal eine so weite Reise gemacht hat. „42 Stunden!“ sagt sie mit einem Lächeln, „und die Klima-Anlage bei uns hinten in dem kleinen Bus hat nicht funktioniert!“ Das alles sagt sie in deutscher Sprache, da sie im albanischen Shkodra, wo unser letztjähriges Camp stattgefunden hat, zu einem österreichischen Gymnasium geht. Und nun war sie mit Schwester Rita und 16 weiteren albanischen Jugendlichen über 2200 Kilometer in einem alten Bus nach Nordpolen unterwegs gewesen. Ich staunte, wie sich dieses Mädchen in dem einen Jahr, in dem wir uns nicht gesehen hatten, weiter entwickelt hatte. War ihr im vergangenen Jahr noch (fast) kein deutsches Wort über die Lippen gekommen, war jetzt schon fließende Kommunikation möglich.

 

Im Vergleich zu den albanischen Teilnehmern hatten es die Kosovaren deutlich leichter gehabt. Sie waren mit dem Flugzeug von Pristina nach Berlin gekommen und dann von dem polnischen go4peace2018 - Team nach Koszalin geshuttelt worden. Ebenso erging es den Norwegern, die von Trondheim nach Danzig geflogen und dort abgeholt worden waren. Langsam trudelten sie alle ein, aus Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina, aus Österreich, Tschechien und Deutschland. Aus 14 verschiedenen Nationen waren sie aufgebrochen – doch reichte die Vernetzung noch weiter. Die Verwurzelung der norwegischen Jugendlichen ging nach Kolumbien, Ecuador, Brasilien, auf die Philippinen und nach Marokko, die der deutschen Gruppe nach Sri Lanka, Polen und Ägypten. Wieder neu hatte sich eine bunte Familie aus aller Welt eingefunden, um go4peace dieses Mal im nordpolnischen Koszalin zu leben. Schon seit Beginn der Woche hatte Andrzej Zaniewski, der Jugendpfarrer der Diözese Koszalin,  sein Team aus ganz Polen um sich versammelt, sie waren von Posnan und Wrozlaw, von Chłopice im Karpatenvorland und Brańsk nahe der Ukrainischen Grenze aufgebrochen und hatten das Camp in der sog. „Bursa“, einem in den Sommerferien  leerstehenden kommunalen Internat, vorbereitet. Hatten wir uns auf dem Vorbereitungsweg in den letzten Wochen mehrfach wöchentlich über skype gesehen, waren wir jetzt alle zusammen – endlich! Es war alles andere als leicht für Andrzej gewesen, ein polnisches Team an jungen Menschen für das Camp zusammen zu bekommen. Die Jugendlichen in seiner Diözese waren fast alle in den Sommerferien in der Gastronomie am Meer tätig, um sich dort ein wenig Geld zu verdienen. Und viele hatten auch nur begrenztes Interesse an einer europäischen Erfahrung. Agatha z.B. hatte – wie sie sagte – für das Camp keine Zeit gehabt. Aber irgendetwas hatte sie nicht wieder losgelassen. Die Anfrage, mitzumachen, blieb in ihr lebendig. Zwei Tage vor dem Camp hatte sie sich doch noch angemeldet. Zum Glück – wie sich später zeigen würde!

„Ich möchte wirklich einmal Tag für Tag mit vielen Jugendlichen gemeinsam die Worte Jesu leben und ich bin gespannt, was dabei herauskommt!“ hatte Emilia aus Kamen, deren Wurzeln ebenfalls nach Polen gehen, vor dem Camp in einem Presse-Interview gesagt. Und so war sie Morgen für Morgen mit den vielen jungen Europäern versammelt, um das Tagesevangelium anzuhören und sich den kleinen Impuls einzuprägen. Der erste gemeinsame Tag stand unter dem Motto „Open you heart!“ („Öffne Dein Herz!“), sonntags war es dann mit dem prägenden Motto „Don’t stop giving!“ („Hör nicht auf zu geben!“) weiter gegangen. An diesem Tag waren wir mit ca. 100 geliehenen Fahrrädern zur Ostsee aufgebrochen, um dort ein paar schöne Stunden zu verleben. Viele waren angekommen, bei einigen ließen es die Räder jedoch nicht zu, die 10 Kilometer Strecke zu überwinden. Bei Mariaklelia war die Kette abgesprungen. Sie hatte sich so auf die Tour mit der gesamten Gruppe und mit ihren drei Schwestern gefreut und dann war ihr Rad auf einmal nicht mehr fahrtauglich. Abends erzählte sie: „Ich war so traurig! Vor allem, weil meine ältere Schwester bei mir blieb, als mein Fahrrad kaputt war. Ich wollte ihr doch die Radtour nicht verderben. Sie hatte sich doch auch so gefreut! So habe ich ganz viel geweint. Meine Schwester ist die ganze Zeit bei mir geblieben und hat das Motto „Don’t stop giving!“ gelebt, sie hat einfach die Zeit mit mir geteilt. Und da ist mein Herz wieder ruhig geworden. Und jetzt bin ich wieder froh!“

Es sind diese einfachen – scheinbar – kleinen Erfahrungen, die zu der Entdeckung durchwachsen lassen, dass die Worte des Evangeliums wirklich eine wandelnde und prägende Kraft für meinen persönlichen Alltag haben. Die Camps go4peace sind immer eine Ausnahme-Situation – nicht nur weil es wenig Schlaf gibt, sondern weil alle Teilnehmenden versuchen, mit den kleinen Impulsen unterwegs zu sein. Das gehört zur doppelten Eintrittskarte, um am Camp teilnehmen zu können: (1) Morgens den Worten Jesu aus dem Tagesevangelium zuzuhören und das Motto mit den Tag zu nehmen und (2) sich in den Workshops eines jeden Tages mit aller Kraft zu engagieren. So ist jedes go4peace-Camp ein Laboratorium des Glaubens.

 

Was da geschieht, ist vergleichbar mit der Reaktion im Kolben eines jeden Motors. Im Kolben und im Camp wird Atmosphäre verdichtet und es reicht dann ein Zündfunke, um in Bewegung zu bringen. „Ich hab schon an vielen internationalen Camps teilgenommen!“ höre ich Katharina aus Slowenien sagen, die noch kurzfristig für einen Jugendlichen, der nicht kommen konnte, eingesprungen war. „Hier herrscht eine Offenheit und innere Interessiertheit, die ich sonst noch nie erlebt habe. Irgendwie ist das hier Besonders, ohne dass ich genau sagen kann, warum?“ In diesem besonderen Klima lassen dann die Mottos bei jedem, der sie lebt, etwas in Bewegung kommen. Vielleicht ist es die moderne Berufung des Christen, nicht nur online, ganz in der Welt, sondern immer auch onword, ganz in Gott, zu sein.

 

„Mir ist das Motto ‚Open your heart!‘ die ganzen Tage über im Gedächtnis geblieben“, erzählt Martha nach einigen Tagen im Camp beim abendlichen freiwilligen Austausch. Ich wohne ja in Norwegen und dort spricht man nicht so viel über sich selbst. Oft fühle ich mich total einsam und bin dann auf meinem Zimmer. Und dann und wann kommen mir Gedanken, dass mein Leben gar nichts wert ist und mich verlässt aller Mut, weiterzuleben! Es ist oft wie eine Depression, die mich lähmt.“ Alle an der Austauschrunde Teilnehmenden halten die Tränen, die Martha zulassen kann, mit ihr aus. Später sagt sie: „Wisst ihr, ich habe das noch nie jemandem erzählt! Ihr seid die ersten. Bei Euch hier geht das. Das ist irgendwie noch mehr als Familie!“ Auch ein Teenager aus der deutschen Gruppe meldet sich zu Wort. „Bisher hab ich immer so drauf los erzählt. Aber ich merke, das sind dann keine Erfahrungen. Aber irgendwas ist hier auch in mir losgegangen. Ich komme aus einer total schweren Situation. Meine Eltern haben sich nach langen Zwistigkeiten getrennt. Jetzt sind sie geschieden. Uns Kinder haben sie immer in all das Beziehungsdurcheinander mithineingezogen. Ätzend. Einfach schrecklich!“ Dann schweigt er ein paar Augenblicke - mit Tränen ringend und fährt dann fort: "Ich weiß gar nicht, warum ich Euch das alles erzähle, aber irgendwie tut’s gut und hier geht das! Bin total dankbar dafür!“

Am Sonntagabend, nachdem alle mit den Fahrrädern wieder von der Ostsee zurück waren, war Bischof Edward Dajzcak zum ersten Mal zu uns gestoßen. Drei der jugendlichen Teilnehmer hatten eine Erfahrung mit ihm geteilt. Sehr bewegt, mit Tränen in den Augen, hatte er zugehört. Dann war er aufgestanden, um sich an die Jugendlichen zu wenden. „Wisst ihr, ich lebe genauso mit den Worten Jesu, wie ihr das tut. Jeden Morgen lese ich einen Teil aus dem Evangelium und halte dann eine längere Zeit der Stille. Danach schreibe ich einen Satz des Evangeliums auf einen kleinen Zettel und stecke ihn mir in die Hosentasche. Immer wenn ich dann tagsüber in die Tasche fasse, finde ich den kleinen Zettel und erinnere mich an das Wort Jesu, das ich ja leben will. Darin sind wir ganz fest verbunden.“

 

Gelebt sein will das tägliche Motto in einem oft eng strukturierten Arbeitstag. Um 8 Uhr Frühstück, 9 Uhr Impuls-Runde, ab 9.45 Uhr Aufbruch in die Workshops bis nachmittags um 16 Uhr. Heimkehr. 17 Uhr treffen der Workshop-Leiter und Planung der Workshops für den nächsten Tag. 18 Uhr Abendessen, anschließend Gesamtrunde mit Präsentation der Workshop-Aufteilung und der Dienste für den nächsten Tag, 20 Uhr Messe und anschließend die Möglichkeit über die Erfahrungen während des Tages mit den Mottos zu sprechen. Am Dienstag der Woche ist das Motto „Trust and jump!“ („Vertrau und springe!“) Auch dieses Motto geht einigen in den folgenden Tagen noch nach. Am Freitag hatte sich Paulina auf den Workshop „cleaning4peace“ gefreut. „Ich war froh, dass wir ans Meer fahren würden, um dort einen Abschnitt des Strandes zu säubern und gleichzeitig Werbung für unsren Abschlussabend machen könnten. Aber dann wurde ich gefragt, ob ich beim Workshop „message4peace“ mitmachen könnte. Der englisch-sprachige Text musste noch ins Polnische übersetzt werden. Sofort habe ich verstanden, dass ich etwas, das mir lieb war, lassen konnte, um echt vertrauensvoll ins Neue und in den gegenwärtigen Augenblick zu springen. Ich hab das gemacht und hab dabei eine ganz große Freude gespürt. Das ist diese Freude, von der Jesus im Evangelium spricht, die eben kein Spaß ist, sondern die eine Freude ist, die aus der gelebten Liebe heraus geboren wird.“

Gelegenheiten, zu springen und nicht kleben zu bleiben, gab es mehr als genug. „Mit Kindern hab ich noch nie etwas gemacht. Ich glaub, ich kann das nicht! Könnt ihr mich in einen anderen Workshop tun?“ hören wir einen jungen Flüchtling fragen, der aus Ägypten nach Deutschland gekommen ist. Er hatte bereits im go4peace-Camp in Kamen im Jahr 2015 mitgemacht und wusste um die Dynamik der Camps. Ich lächelte ihn an und sagte: „Super, dann ist das doch vielleicht Deine Chance!“ Wir kamen überein, dass er einen Tag lang in einem Workshop in einem kleinen Dorf mit dabei sein würde, wo es darum ging, Kindern für eine Woche ein kindsgemäßes Programm zu bieten. Danach wollten wir neu überlegen. Abends kam er wieder – strahlend. Es hatte ihm viel Freude gemacht, den Tag lang mit den Kindern zu teilen. Ihm war es gelungen, das Herz der Kinder zu erobern und von der Workshop-Leiterin hörten wird, die Kinder wollten unbedingt, dass er jeden Tag wieder mitkäme. In der Essenschlange stehend sagte er mir zwei Tage später. „Weißt Du, Kinder sind echt cool!“

Das Fest Maria Himmelfahrt hatte dieses Mal ein besonderes Gepräge. Morgens waren alle in „spirituel workshops“ versammelt. Menschen aus Koszalin, die sich für ihr Leben entschieden hatten, erzählten von ihren bunten Lebenswegen und Lebensentwürfen. Danach galt allen die Einladung zum Mittagessen in polnische Familien. Polnische Gastfreundschaft par exellence! Im Anschluss daran versammelte sich die Pfarrei der Kirche „Zum Heiligen Geist“ mit uns zum Gottesdienst mit Bischof Edward. Artemida, eine junge Teilnehmerin aus dem Netzwerk go4peace, hatte ich entschieden, sich taufen zu lassen. Ihr Vater, dem muslimischen Glauben angehörend, hatte gespürt, wie sehr seine Tochter im christlichen Umfeld beheimatet war. Er, der seine Tochter sehr liebte, hatte ihr – aus Liebe – vorgeschlagen: „Lass Dich doch taufen, denn Du bist doch wirklich im christlichen Glauben zu Hause!“ Es war ein bewegender Augenblick, als sich diese junge Frau ganz in die Arme Gottes fallen ließ und getauft und gefirmt wurde. Nach der Taufe sang die albanische Gruppe das Ave Maria von Gounod. Währenddessen stand die Neugetaufte mit ihren beiden Paten zwischen Altar und gut gefüllter Kirche. Ein Augenblick der Gnade. Mitten im Geheimnis der Kirche, die zur Liebe berufen ist, angekommen – mit einem strahlend weißen Kleid bekleidet und einem Strahlen auf ihrem Gesicht. In diesen Augenblicken berührte der Himmel spürbar die Erde.

 

Einen Tag später. „Wie zerbrechlich kann doch Leben sein!“ teilte eine Teilnehmerin aus Bosnien ihre Erfahrung. „Ich war heute im ‚house of mercy‘, dem ‚Haus der Barmherzigkeit‘. Dort kommen Menschen zusammen, die irgendwie alles verloren haben. Fr. Radek hat mit seinem Glauben vor einigen Jahren begonnen, dieses Haus für solche Menschen herzurichten. Es ist total einladend und schön! Dort hat mancher ein Zuhause gefunden. Heute haben wir das Mittagessen für ca. 60 Leute vorbereitet und durften es dann an die Bedürftigen austeilen. Es waren so bewegende Augenblicke, in ihre dankbaren Augen schauen zu dürfen. Das waren Momente in denen ich verstanden habe, welche Nähe echte Liebe hervor bringt!“

Und dann war’s so weit. Der Abschlussabend auf dem Markplatz in Koszalin war gekommen. Eine große überdachte Bühne war aufgebaut worden. Worship-Lieder erschallten aus großen Musik-Boxen im Verlauf des ganzen Samstags bis weit in die Stadt hinein. So mancher blieb stehen und informierte sich über go4peace. Ein kurzweiliges Programm wurde abends auf der Bühne dargeboten, moderiert von Arek (Arkadiusz Wilman), einem Radio-Reporter und Aleksandra Barcikowska einer Fernseh-Moderatorin – natürlich alles zweisprachig, polnisch – englisch. Paulina aus Deutschland und Riccardo aus Albanien erzählten ihre Erfahrungen mit den gelebten Mottos. Emilia aus Deutschland und Simon aus dem Kosovo erzählten, wie sie go4peace nicht nur im Camp, sondern auch in ihrem Alltag leben. Bewegt dankte Bischof Edward allen Teilnehmern, dass sie diese Botschaft in seine Stadt und in seine Diözese gebracht hatten. Theresa, die ein Jahr als Freiwillige aus Deutschland kommend in Polen gelebt hatte und in Oswiecim in der dortigen Synagoge und im Museum für Versöhnung gelebt hatte, verlas in polnischer Sprache die „message4peace“. Ein bewegender Augenblick. Simon aus Norwegen mit marokkanischen Wurzeln verlas die Botschaft in englische Übersetzung. Alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen von go4peace standen auf der Bühne. Ihre Präsenz umrahmte all diese Augenblicke. Als Kornel aus Nord-Polen ein Wort von Chiara Lubich verlas, das sie 1997 vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York gesagt hatte, schien mir der Traum der EINEN Menschheit, für den Jesus gestorben war, Wirklichkeit, wenn auch in aller Zerbrechlichkeit. Chiara Lubich hatte gesagt:

 

„Es ist kein Kinderspiel, für den Frieden zu leben und ihn zu verbreiten. Dazu braucht es Mut und Leidensfähigkeit. Wenn mehr Menschen das Leiden aus Liebe annehmen würden, könnte es das wirksamste Mittel sein, um der Menschheit ihre höchste Würde zu geben: jene nämlich, sich nicht als eine Vielzahl von Völkern zu verstehen, die nebeneinander her leben und sich häufig gegenseitig bekämpfen, sondern als ein einziges Volk, das durch die Verschiedenheit der Einzelnen noch schöner wird und die unterschiedlichen Identitäten bewahrt.“

Am ersten Workshop-Tag des Camps hatte unser Motto geheißen: „This moment of pain, a gift of love! – Dieser Augenblick des Schmerzes, Geschenk der Liebe!“ Gemeinsam hatten wir zu verstehen versucht, dass es verschiedene Arten gibt, mit dem Schmerz umzugehen. Die reifste schien uns, nicht im Ankämpfen gegen den Schmerz unsere Kräfte zu verlieren, sondern aus jedem Augenblick des Schmerzes ein Geschenk der Liebe zu machen, in dem wir diesen Augenblick für einen anderen Menschen zu leben versuchten. Das hatte eine echte Dynamik im Camp hervor gebracht. Mancher war angesichts von Schwierigkeiten und Enttäuschungen nicht ins Urteilen gefallen, sondern hatte versucht, dem Motto treu zu bleiben.

„Wir brauchen diese Mottos auch zwischen den Camps dringend in englischer Sprache!“, waren sich die Camp-Teilnehmer aus den verschiedenen Ländern einig. „Wir wollen doch jetzt zu Hause weiter mit den Mottos unterwegs bleiben!“ So gibt es ab sofort in der App „onword24“ jeden Morgen das Motto auch in englischer Fassung. Den englischsprachigen Evangelien-Text hoffen wir ebenfalls alsbald in der App anbieten zu können. Auf der Bühne hatte Amela beim Abschlussabend nochmals mit feurigen Worten für diese Apps geworben. Die App „onword“ mit einem Monatsbrief „Für Dich!“ gibt’s eben jetzt schon in 22 Sprachen und bald wird mit Norwegisch die 23. Sprache hinzukommen.

Nach dem Konzert hatte Bischof Edward Dajzcak uns noch für den nächsten Tag zu sich ins Bischofshaus eingeladen. „Ihr müsst dringend vorbei kommen, egal wann, ich mache das möglich!“ Und so hielten wir am Sonntag dankbaren Herzens Rückschau auf das Camp „go4peace2018“ in Koszalin. Bei einer Tasse Kaffee an einem Tisch sitzend, legte er liebevoll seine Hand auf meinen Arm und sagte: „Geht weiter auf diesem Weg! Es braucht das so sehr für die Menschheit von heute! Als ich Euch vor drei Jahren das erste Mal erlebt habe, hab ich sofort diese innere Nähe zu Euch gespürt. Denn auch ich bin ja jeden Tag mit einem Wort des Evangeliums unterwegs! So habe ich in all den Jahren täglich für Euch gebetet. Ich habe in meiner kleinen Kapelle eine kleine Holz-Box mit verschiedenen Gebetsanliegen, die auf kleinen Papierzetteln stehen. Auf einem der Zettel steht auch: go4peace.“

 

Ganz gerührt über diese wertschätzende Nähe und Begleitung kamen wir ins Gespräch über die Zukunft von go4peace. „Ich spüre, dass es in den Ländern kleine Landesgruppen braucht und dass wir aus den Jugendlichen der Länder – zunächst in kleiner Zahl – einen europäischen Leib zu bilden gerufen sind,“ ließ ich den Bischof verstehen. Seine Antwort: „Ja, kommunitäres Leben, kleine lebendige Zellen, sind die Antwort auf den Individualismus unserer Zeit – auch in der Kirche. Geht weiter auf diesem Weg. Ich begleite Euch. Wisst Ihr, es braucht Propheten in dieser Zeit, die schon in das neue Land hineingehen und sich wagen. Sonst wird die große Kirche, die gerufen ist, sich zu wandeln, nie den Übergang wagen. Es braucht diese Vor-Leber, es braucht diese ‚Treue zur Zukunft‘. Das hat auch Yves Congar immer wieder gesagt. Und ich werde für euch beten!“ Betroffen von dieser Großherzigkeit und diesem tiefen Vertrauen verabschieden wir uns. „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder, ruft uns Bischof Edward noch nach.

Abends heißt es dann Abschied zu nehmen mit dem festen Versprechen, nun in unseren Heimat-ländern für den Frieden, eben go4peace zu leben. Das Tagesmotto wird uns verbunden halten, von Norwegen bis ganz in den Südosten nach Albanien und damit über 3000 Kilometer hinweg.

Und dann kam Agata noch zu unserem Bulli um „Do widzenia! – Auf Wiedersehen“ zu sagen. Und das meinte sie wörtlich. mit Tränen in den Augen sagte sie. „Das war das absolut schönste und tiefste Erlebnis in meinem Leben, dieses Camp. Ich bin so dankbar. Gut, dass ich mich noch durchgerungen und zwei Tage vor dem Camp angemeldet habe. Ich will jetzt hier in Polen weitergehen mit diesem Lebensstil von go4peace. Und nächstes Jahr will ich auf jeden Fall mit dabei sein! Wirklich: Do widzenia! Auf WIEDERsehen!

 

„Und vergesst nicht, Eure Erfahrungen in der App Onword24 zu teilen, damit sie für uns alle zur Nahrung wird“, ermutige ich so manchen noch beim Abschied. Und auch das ist schon geschehen.

Von Amela, die noch für eine Woche Besuch von ihrer Schwester hatte, war zu lesen: „Ich war mit meiner Schwester, die mich in meiner Uni-Stadt besuchte, in einem Fachgeschäft. Der Kundenbetreuer, mit dem wir es zu tun bekamen, schien aus Serbien zu stammen. Er sprach nur gebrochen Deutsch. Er schaute sehr jung aus. Er hatte Schwierigkeiten mit dem Computer und schaffte es zunächst nicht, die Rechnung ausdrucken. Er bat zwei seiner Kollegen um Hilfe. Aber die waren sehr beschäftigt, weil sie viele Kunden zu bedienen hatten. Dann sagte ich zu dem jungen Mann: ''Mach dir keinen Stress! Wir warten gerne!" Erstaunt über unsere Gelassenheit erwiderte er: "Ich bin neu hier!" - Daraufhin sagte ich zu ihm: "Irgendwann muss man immer anfangen! Und das nächste Mal wirst du dich besser mit dem Computer auskennen!" Daraufhin fragte der Mann: „Kommt ihr aus Albanien? Ich versteh nämlich ein wenig von Eurer Sprache, da ich viele albanische Freunde habe!“ Ich spürte, wie sehr er sich in dieser schwierigen Situation für ihn im Laden echt geliebt gefühlt hatte. – What matters is love! - Was zählt ist die Liebe!“

Und hier noch einmal die Mottos der verschiedenen Tage, um nicht nur online, sondern auch onword zu sein! J Denn es gilt: Let’s keep going4peace! Let’s be onword! – Lass uns weiter für den Frieden gehen, lass uns onword sein!

 

Freitag, 10.08.2018           Let it go! – Lass los!


Samstag, 11.08.2018        Open your heart! – Öffne Dein Herz!


Sonntag, 12.08.2018         Don’t stop giving! – Hör nicht auf  zu geben!


Montag, 13.08.2018          This moment of pain, a gift of love!
                                       Dieser Augenblick des Schmerzes,
                                       Geschenk der Liebe


Dienstag, 14.08.2018        Trust and jump! – Vertrau und spring!


Mittwoch, 15.08.2018        Don’t lose time to love!
                                       Verlier keine Zeit zu lieben!


Donnerstag, 16.08.2018    Forgive and give! – Vergib und gib!

Freitag, 17.08.2018           Be a gift! – Sei Geschenk!

Samstag, 18.08.2018         Stand on the side of the weak! –
                                        Steh auf der Seite der Schwachen!

Sonntag, 19.08.2018          Be bread! – Sei Brot!


Montag, 20.08.2018           Giving means winning! – Wer gibt, gewinnt!


Dienstag, 21.08.2018         Be concrete! - Sei konkret!


Mittwoch, 22.08.2018         What matters, is love!
                                        Was zählt, ist die Liebe!

Gastfreundschaft


Tritt durch den Spalt,

atme de Ordnung,

lerne am Herd

die Würdes des Gastes

und empfang

in der Fülle der Gaben

deren königliche:

anvertrautes Leid.

                    Klaus Hemmerle