Netzwerk "Jesus beim Wort genommen"
die Idee
Allein der Titel „Jesus beim Wort genommen" spricht für sich. Es geht darum, Jesus wirklich beim Wort zu nehmen und sein Wort (mein) Leben werden zu lassen. Wie geht das? Lies seine Worte im Evangelium! Tu sie, wo immer Du bist, so dass sie Früchte bringen. Denn es gilt: „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten." (Johannes 14,23)
der Weg
Es begann am ersten Tag des neuen Jahrtausends. Die ersten bunten Karten gingen in die Welt.
Und so bekommt auch heute jeder eine kleine laminierte Plastikkarte in der Größe einer Scheckkarte. Dazu gibt’s einen kurzen Kommentar: wie kann ich’s leben? Meist verbunden mit einer konkreten
kleinen Erfahrung. Und dann kommt's drauf an, dieses eine Wort so konkret wie möglich Leben werden zu lassen.
die Unterstützung
Wir - eine kleine Gruppe von jungen Leuten aus Kamen in Westfalen - versprechen Euch, täglich für einen jeden von Euch zu beten und an Euch zu denken und eben im Leben des Wortes mit Euch
verbunden zu sein. Diese kleine Gruppe ist auch ganz praktisch mit euch verbunden. Sie produziert monatlich über 1000 kleine Karten in 16 Sprachen und verschickt sie in alle Welt, zurzeit 39 Nationen
auf allen 5 Kontinenten.
Wenn Ihr Fragen, Anregungen, Sorgen oder auch Gebetsanliegen loswerden wollt: Meldet euch unter info@go4peace.eu Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt!
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das Netz
Jeder lebt das Wort. Jeder macht Erfahrungen mit dem Wort. Und die gilt’s zu teilen! Lokal und global. Ihr habt zwei Möglichkeiten. Sucht euch eine kleine Gruppe Gleichgesinnter und redet über eure Erfahrungen. Denn es gilt: Nur Teilen bringt Leben! Oder teilt Eure Erfahrung in der Gruppe “freunde des Wortes” bei facebook. Es gilt - wie schon bei den ersten Christen: „Sie hatten alles gemeinsam!"
und hier geht's zur homepage www.go4peace.eu
Ostern 2002
Sein Wort wird (mein) Leben
Es ist spät abends.
Oster-Dienstag. Ich bin hunde-müde.
In den Kar- und Ostertagen hatten wir Jugendliche aus Albanien, Bosnien, Tschechien und Deutschland zu Gast im Jugendhaus Hardehausen. Die meisten von ihnen sind mit uns verbunden auf dem Weg Jesus
beim Wort genommen. Das heißt konkret, Monat für Monat ein Wort des Evangeliums Leben werden zu lassen. Eine kleine monatliche Scheckkarte mit einem Wort aus einem der Sonntagsevangelien (verbunden
mit einem kurzen jugendgemäßen Kommentar) ist “Eselsbrücke”, Tag für Tag an dem Wort dran zu bleiben. Diese Scheckkarte liegt auf Schreibtischen oder unter Plastikküchendecken, sie klebt an Schränken
und Scheiben, steckt in Etuis oder Portemonnaies, klebt an “stillen Orten” oder auf Motor-Rädern und liegt in Terminkalendern, sie baumelt an Fahrradlenkern oder Computer-Screens...
Bei Alexander baumelt die Karte am Lenker seines Fahrrades. Er kam eines Mittags von der Schule heim und sah einen kleineren Jungen, den er kannte, an seinem Fahrrad herumhantieren. Die Kette
abgesprungen. Alexander wollte vorbei fahren. Er hatte Hunger, das Mittagessen wartete zu Hause. Das Motto in diesem Monat war die goldene Regel. Alex dachte: Wenn ich der kleine junge wäre, würde
ich mir auch Hilfe wünschen. Also stoppte er und half. Die Kette war schnell wieder aufgezogen und die beiden fuhren plaudernd weiter.
In diesem Ostermonat versuchten wir’s, wie die Emmaus-Jünger zu machen. Erzählen ist angesagt. Erzählen von dem, was aufgebrochen ist in unseren Herzen oder im Miteinander, denn Lukas berichtet:
“Dann erzählten auch sie, was sie unterwegs erlebt hatten.”
Heute noch hatten wir die albanischen Jugendlichen zurück zum Flughafen nach Frankfurt gebracht. Oli aus Albanien kann nicht schweigen. “Meinolf, weißt du, was Ostern für mich bedeutet hat? Als wir
in der Osternacht in neun verschiedenen Sprachen für die Länder dieser Sprachen gebetet haben, dass die Ostererfahrung “Jesus lebt” dort ankommen möge, da hab’ ich fast geweint. Ich sah auf einmal,
wie es der gleiche Jesus ist, den wir hier unter uns erlebt haben und der in all den anderen Ländern genauso leben will! Diesen Weg will ich weitergehen, auch in Albanien! Lass uns darin Tag für Tag,
nein noch mehr, Augenblick für Augenblick verbunden sein.” Dann mußten wir sie am Zoll wieder gehen lassen in das Armenhaus Europas. Mir kamen Tränen. Aber ich spürte, es bleibt etwas, was uns nicht
mehr auseinander reißen kann. Es ist die Verbundenheit in Jesu Wort. Denn Jesu Wort stiftet Familie.
Auf der Rückfahrt vom Flughafen war ich noch mit Dragana zusammen, einer jungen Frau aus Sarajevo. Sie geht diesen Weg seit 8 Monaten mit. Tag für Tag ist sie dran an Seinem Wort des Evangeliums.
Weil die vergangenen Tage nur wenig Schlaf für uns gebracht haben, entscheiden wir vor der Rückfahrt: Ein Kaffee wäre genau das Richtige. Wir kehren ein. Es entwickelt sich ein mehrstündiges
Gespräch über das, was das gelebte Worte Jesu bewirkt. Ich hatte den Eindruck, in der Apostelgeschichte drinnen zu sein, als Dragana erzählte: “Weißt du, in Sarajevo verstehen immer mehr Leute, was
das Evangelium für eine Kraft hat. Es hat wirklich eine Kraft, wenn wir es leben!”
Ich frage nach, wie sie das meint. “Ganz einfach. Schau doch auf Maza, meine Freundin. Sie war in all den Jahren immer total verschlossen. Sie hat nie von sich erzählt. Sie ging ab und zu zur Kirche,
aber das war alles. Und jetzt? Sie hat begonnen, sich total zu verändern.” Ein Anruf erreicht uns. Es ist Maza. Sie sind zurück auf dem Weg nach Sarajevo - irgendwo zwischen Zagreb und Zenica. Maza
drängt es, uns via Handi zu erzählen. “Es war nicht nur leicht auf der Rückfahrt. Wir waren alle so müde. Es gab einige Spannungen. Aber ich habe kapiert, das sind die Augenblicke, in denen ich
besonders an Jesu Wort festhalten muß mit der ganzen Kraft, die ich habe. Ich war so müde, dass ich kaum noch zuhören konnte. Aber ein anderes Mädchen wollte dringend noch erzählen. Ich hab’ meine
Müdigkeit “verleugnet” und ihr weiterhin meine Aufmerksamkeit geschenkt. Jetzt spüre ich so einen Frieden, den ich sofort mit euch teilen wollte.”
Wir sitzen ganz getroffen bei unserem Kaffee. “Siehst du, Gott arbeitet”, sagt Dragana, “neulich sass ich in der Kathedrale von Sarajevo. Ich wollte beten. Ich hatte meine Augen geschlossen.
Plötzlich klopfte mir jemand auf die Schulter. Es war eine Ordens-Schwester, die ich kannte. Sie erzählte mir von einer schweren und enttäuschenden Erfahrung ihrer vergangenen Tage. Sie hatte
innerlich entschieden, niemandem mehr von ihren persönlichen Erfahrungen zu erzählen. Und dort in der Kathedrale stehend erzählte sie mir ihr ganzes Leid. Es war ein kostbarer Augenblick. Zwischen
uns war auf einmal wieder dieses Klima, in dem alles brennt, wie beim Abendrot. Und dann sagte die Schwester: Dragana, euer konkretes Leben nach dem Evangelium mit den kleinen Karten ist ein so
starkes Zeichen für mich hier in dieser Stadt. Von euch geht eine Kraft aus. Kann ich bei euch mitmachen?”
“Ja”, fuhr Dragana fort, “das Evangelium ist wirklich eine Kraft, es öffnet Menschen! Du weißt, ich hab vor einigen Monaten meine Arbeit verloren. Aber ich brauchte jetzt dringend Geld, um mit nach
Deutschland zu diesem Jugendtreffen kommen zu können. Mir kam immer wieder das Wort des Engels an Maria in den Sinn, das wir im Dezember 2000 hatten: “Für Gott ist nichts unmöglich!” Aus diesem
Vertrauen heraus hab ich um das gebetet, was ich brauchte. Kurz danach rief mich eine ehemalige Arbeitskollegin aus der OSZE an und bot mir einen sehr gut bezahlten Arbeitsauftrag für drei Tage an.
Ich hab’ für eine norwegische Delegation gedolmetscht. Genau die drei Tage die ich noch konnte. Und ich hatte genug Geld. Das Wort des Evangeliums hat wirklich diese Kraft und es greift in Sarajevo
immer weiter um sich.”
Ich schaute in die energiegeladenen Augen einer jungen Frau, die Jesus entdeckt hatte und nun für sein Wort entbrannt war. Wirklich eine “Freundin des Wortes”, wie wir die
mittlerweile über 600 jungen Leute nennen, die diesen Weg mitgehen. “Sag mal, wohin gehen eigentlich die kleinen Scheckkarten?” Ich nahm einen Bierdeckel zur Hand und begann eine Europa-Karte
aufzuzeichnen. Ich zeichnete die Länder Bosnien, Kroatien, Moldawien, Tschechien, Österreich, Schweiz, Luxemburg, Lichtenstein, Belgien und Deutschland ein. Sie strahlte. “Ja und die Albaner machen
doch auch nun mit!” Ich fügte Albanien auf dem Europa-Deckel hinzu.
Die Kellnerin kam. Ich bat noch um einige Bierdeckel. Auf den amerikanischen Deckel schrieb ich: Vereinigte Staaten, auf den Afrikanischen: Angola und Äthiopien und auf den
Latein-Amerikanischen: Brasilien. Ich staunte selber, was in all diesen Monaten in Gang gekommen war. Und noch ein besonderer Augenblick kam mir in den Sinn.
Monat für Monat fuhr ich mit Schwester Daniele aus dem Jugendhaus Hardehausen in eine der kleinen Gruppen in unserem Erzbistum Paderborn, um mit den Jugendlichen Erfahrungen
auszutauschen und um eine Gruppe Jugendlicher in Sarajevo anzurufen, die uns dann via Telefon von ihren Erfahrungen mit dem Evangelium erzählten. Das waren mal für mal bewegende Augenblicke. Eines
Abends waren wir ins Hochsauerland gefahren. Unser Treffen sollte bei einerFamilie sein, die kurz vorher ihren 13-jährigen Sohn durch einen tragischen Unfall verloren hatten. Der älteste Sohn
begrüßte uns: “Toll dass ihr da seid. Mama kommt etwas später. Die ist noch bei unserem Vater auf der Intensivstation im Krankenhaus!” Wir erfuhren, dass der Vater vor einigen Tagen eine Herzattacke
erlitten hatte und - schon klinisch tot - reanimiert und dann ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
Während des Telefongespräches kam die Mutter. Sie klinkte sich schweigend in unser Gespräch mit den Jugendlichen in Sarajevo ein. Plötzlich flüsterte sie mir ins Ohr: Ich hab’ auch
noch eine Erfahrung mit dem Wort: Für Gott ist nichts unmöglich! Leise erzählte sie: “Als mein Mann sterbend auf dem Boden lag, dachte ich: Nein, Gott, nicht auch das noch. Zuerst unser Sohn jetzt
auch er noch, das halte ich nicht mehr durch. Dann fiel mein Blick auf den Küchentisch, wo wir das Wort “Für Gott ist nichts unmöglich” noch liegen hatten. In diesem Augenblick wusste ich: Dieses
Wort stimmt! Mit meinem ältesten Sohn ging ich zusammen ins Wohnzimmer, während die Rettungssanitäter versuchten meinen Mann zurückzuholen. Wir beteten mit einem Vertrauen wie nie, dass Gott das
Wunder geschehen ließe. Es klopfte. Einer der Sanitäter sagte: “Ihr Mann wurde schon kalt, aber sein Herz schlägt wieder.” Fast bis zu Tränen gerührt übersetzte ich diese Erfahrung für die
Jugendlichen in Sarajevo.
Mittlerweile nach dem Gespräch und der Heimfahrt mit Dragana war es spät geworden. Es war schon der Oster-Mittwoch. Aber dennoch: 6 Tage hatte ich nicht in die Mail-Box geschaut. Nur kurz noch! Sie
war rappelvoll. Voller Ostergrüße und Ostereier. Aber auch eine Menge Mails mit konkret erzählten Erfahrungen. Eine mußte ich noch öffnen. Sie kam von Judith, einem Mädchen, die diesen Weg erst seit
kurzem kennen gelernt hatte. Sie schrieb nach den Ostertagen, in denen wir Tag für Tag versucht hatten, an den Worten Jesu dran zu sein:”Die Nationalitäten spielten keine Rolle mehr. Ich glaube
dieses Gefühl empfindet man sonst fast überhaupt nicht mehr. Ich habe auf einmal gemerkt, da sind Leute vor dir und hinter dir und um dich herum, die alle an diesen Gott glauben und alle sein Wort
leben wollen. Das war eine unglaubliche Freude. Dass wir alle diese Freude hatten war eine wichtige Erfahrung für mich, die ich gerne bereit bin weiterzugeben. Und ich bin fest entschlossen, das
Evangelium zu leben!”
Und sofort spürte auch ich wieder diese Freude in mir. Was hatte doch Jesus gesagt? “Ich hab euch das (nämlich an seinen Worten festzuhalten) gesagt, damit meine Freude in euch ist!” Wie viele junge
Leute waren in den vergangenen Monaten in all den Ländern auf diesen Zug aufgesprungen? Wie viele Briefe und Telefon-Anrufe und Mails und SMS waren angekommen. Wie häufig hatten wir gehört: Danke
auch für die Erfahrungen, die ihr uns immer mitschickt. Und immer war es ein Kennzeichen, diese Freude zu spüren. Bisher übersetzten einige Jugendliche ins Bosnische, Tschechische und Englische. Wer
weiß, wohin diese Scheckkarten der Worte Jesu noch hingelangen würden. Auch aus den Nord-Europäischen Ländern war schon Interesse gekommen. Und unser Traum: Freunde auch in Bagdad und Beirut zu
gewinnen...
Mit gewöhnlichen Scheckkarten -so ging es mir zwischen Traum und Wirklichkeit durch den Kopf - kamen wir an Geld. Mit diesen Scheckkarten der “Freunde des Wortes Jesu” kommen wir an Erfahrungen, die
mit Geld einfach nicht zu bezahlen sind. Mein Abendgebet wurde sehr kurz. Bei der Vater-unser-Bitte “Dein Reich komme” fielen mir schon fast die Augen zu. Danke dir Jesus, dass ich heut Dein Reich
wieder so konkret habe wachsen sehen dürfen. Ob dann noch ein ‘Amen’ kam oder nicht werd’ ich erst in der Ewigkeit erfahren.
Meinolf Wacker